Infotermin Mehrwegpflicht

Der Dürener Servicebetrieb (DSB) und Georg Schmitz als Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität, Umwelt und Klimaschutz hatten letzte Woche zu einer Informationsveranstaltung zur Mehrwegpflicht in der Gastronomie eingeladen. Ziel war es, durch Information der Gastronomiebetriebe und der Kundinnen und Kunden zu einer Reduzierung der großen Müllmengen beizutragen.

Nicole Lürken von der AWA stellte die zum 1.1.23 neu eingeführten Regelungen sowie die Lösungen der Systemanbieter vor. (Link zu älterem Bericht mit Details)

Seit dem 1.1. soll es den Kaffee auf dem Weg ins Büro oder das schnelle Mittagsmenü in der Pause ja vielerorts in Mehrwegbehältern geben – so will es zumindest die neue Mehrwegangebotspflicht. Konkret sind Betriebe verpflichtet, Waren auch in Mehrweg anzubieten. Ausgenommen sind ganz kleine Betriebe, die nur verpflichtet sind, die Produkte in mitgebrachte Gefäße abzufüllen. Alle Betriebe sind jedoch verpflichtet, darüber am Geschäft zu informieren!  

Umwelt- und klimaschonendes Einkaufen hat zum Glück auch bei immer mehr Verbraucherinnen und Verbrauchern eine hohe Priorität. In der Diskussion zeigte sich jedoch schnell, dass im Alltag Mehrweg eher die absolute Ausnahme als die Regel ist. Dies gilt auch für Düren – und dass soll nun möglichst verbessert werden. Der Termin zeigte nicht nur die Regeln auf, sondern es wurde auch über die Probleme und mögliche Lösungen diskutiert.

Müll lässt sich deutlich reduzieren, wenn sich zukünftig alle Gastronomiebetriebe tatsächlich an die Gesetze halten und die Kundinnen und Kunden die Mehrwegangebote diese dann auch öfter nutzen.
Die Stadt Düren und der DSB haben nun eine kleine Arbeitsgruppe gegründet, um die Müllvermeidung mit allen Ämtern zu unterstützen und die beiden offenen Anträge aus dem Stadtrat zum Thema in diesem Zusammenhang zu bearbeiten.  

Zusatzinfos: Wir haben mal recherchiert, wie die Einführung der Regeln geklappt hat!   
Im Januar hat die deutsche Umwelthilfe 16 große To-Go-Anbieter unter die Lupe genommen. Sie hat insgesamt 35 Filialen von 16 Ketten in Berlin, Köln und München getestet. Nach der Angebotspflicht müssen nun Gastrobetriebe, die warme oder kalte verzehrfertige Speisen in Plastik-Einwegboxen und Getränke in Einwegbechern jeglichen Materials ausgeben, ihren Kundinnen und Kunden eine gleichwertige Mehrwegalternative anbieten. 

Was auf den ersten Blick vielversprechend klingt, entpuppt sich in der Realität als Gesetz mit großen Lücken, die von Betrieben schamlos ausgenutzt werden. Es hakt da noch erheblich!
Dass die neue Regelung kommen WIRD, steht seit bald zwei Jahren fest – die Ketten hatten genügend Zeit, sich vorzubereiten. Die Tests belegten jedoch: Mehr als jede dritte Filiale hält sich nicht an die Pflicht! Die DUH forderte deshalb die Bundesländer auf, schnellstmöglich Kontrollen durchzuführen und Sanktionen zu verhängen, falls betroffene Filialen Verbraucherinnen und Verbraucher die Mehrwegalternative verweigern.
Das Gesetz fordert auch das Informieren der Kundinnen und Kunden über das Mehrwegangebot. Dagegen verstoßen die Unternehmen noch weit umfangreicher, wie der Praxischeck aufzeigte. Informationsschilder waren häufig nicht vorhanden, oder sehr klein oder versteckt. Zudem hat man in keiner einzigen der 35 untersuchten Filialen auf Mehrwegalternativen aktiv hingewiesen. 
Das zeigt, wie Unternehmen Mehrweg gezielt klein halten und die Kunden und Kundinnen im Unklaren lassen. 

Gastrobetriebe, die es mit Mehrweg und Klimaschutz ernst meinen, würden immer aktiv auf ihr Mehrwegangebot hinweisen. Einwegverpackungen aus 100 Prozent Papier wie Pizzakartons oder Burgerboxen und Einweg-Aluminiumschalen sind leider noch nicht von der Mehrwegangebotspflicht betroffen. Die Tests zeigten: Das ist ein gefundenes Fressen für große Fast-Food-Ketten, die nun ihre Burger, Pommes und Wraps in Pappe verpacken. Das ist aber kein Beitrag zur Lösung des Müllproblems! 

Insellösungen sind nicht verbraucherfreundlich: Einige Unternehmen wie McDonald’s, Tchibo oder Edeka haben eigene Mehrwegbecher und -boxen auf den Markt gebracht, die nur in ihren Filialen zurückgegeben werden können. Echte Verbraucherfreundlichkeit sieht jedoch anders aus. Eine Mehrwegbox mit Salat im Laden um die Ecke mitnehmen und die Box dann beim Lieblingscafé wieder zurückgeben, das funktioniert nur bei Mehrweg-Poolsystemen. Solche Systeme gibt es bereits im Kaffee- und Essen-to-go-Bereich. Gastronomie und Handel sollten unternehmensübergreifende und verbraucherfreundliche Standard-Mehrwegsysteme einzusetzen.
Fazit der DUH: Die Mehrwegangebotspflicht ist holprig gestartet. In ihrer jetzigen Form und Umsetzung ist sie nicht geeignet, Mehrweg zum flächendeckenden Standard zu machen. 

Und wie sieht es in Düren konkret aus?
Unsere Stichproben ergaben folgendes Ergebnis: Große Bäckereiketten wie Kamps und Nobis haben eigene Mehrweg-Kaffeebecher und machen mit Aufstellern auch darauf aufmerksam. Die Informationspflicht und die Angebotspflicht sind hier erfüllt worden. Wünschenswert wäre jedoch ein einheitlicher Becher, denn derzeit kann man seinen Mehrwegbecher nur bei dem Betrieb abgeben, wo er auch gefüllt wurde. Das ist nicht sehr kundenfreundlich.

Kleinere Cafes und Eiscafes hingegen bieten keine Mehrwegbecher an.  Die Informationspflichten zum Thema erfüllte keiner der besuchten Restaurantbetriebe. Die Mehrwegangebotspflicht war in den Betrieben zwar überwiegend bekannt, wurde aber nur teilweise beachtet. Manche Betriebe weigern sich, Mehrweg anzubieten, andere haben sich einfach noch nicht damit beschäftigt.
Drei bekannte Geschäfte am Markt und am Beginn der Kölnstraße bieten das System Vytel an, werben aber leider zu wenig dafür, es auch tatsächlich zu nutzen. Es ist also insgesamt noch „viel Luft nach oben“! Schon seit längerem als positives Beispiel ist das Restaurant Breuers Häuschen zu nennen, wo es Speisen zum Mitnehmen nur in Mehrweggefäßen gibt – mit durchweg positiven Erfahrungen. Zu loben ist an der Stelle auch das Kino in Düren, wo im Herbst schon komplett auf ein Mehrwegsystem umgestellt wurde.

Vor uns liegt also noch viel Arbeit. Lokal versuchen wir erstmal die bisherigen Regeln bekannt zu machen und weiter für Mehrweg zu werben.

Bild oben: Nicole Jäger (DSB) und Nicole Lürken (AWA) beim Termin mit Mehrweggefäßen
Bild Mitte: Rebowl Werbung am Biergarten Jülich-Barmen
Bild unten: Infotafel im Kino Düren