Pressemitteilung der Naturschutzverbände


Die drei Umwelt – und Naturschutzverbände „Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisgruppe Düren“, die „Landesgemeinschaft Naturschutz (LNU) e.V., Anlaufstelle Kreis Düren“ und der „Naturschutzbund Deutschland (NABU) Kreisverband Düren e.V.“ haben eine Pressemitteilung zum Rahmenplan Indesee 2.0 geschickt und um Veröffentlichung als Gastbeitrag gebeten. Ähnlich wie bei städtischen Pressemitteilungen stellen wir den Text gerne ein und werden die Anregungen in unsere Beratungen mit aufnehmen.


Den Anwohnern des künftigen Indesees wurde im Rahmen von drei Bürgerworkshops in
Schophoven, Lucherberg/Inden-Altdorf und Merken die Möglichkeit gegeben, mit eigenen
Anregungen an der Gestaltung des Uferbereiches des entstehenden Indesees mitzuwirken. Wie
auf der Homepage der Indeland GmbH zu lesen ist, sind viele Ergebnisse aus den
Bürgerworkshops in den Rahmenplan Indesee 2.0 eingeflossen – und das ist gut so. Denn die
Menschen im Tagebauumfeld haben lange unter den Auswirkungen des Braunkohleabbaus
gelitten.
Doch nicht nur die Menschen haben Beeinträchtigungen durch den Tagebau erfahren, auch
Natur und Umwelt sind erheblich betroffen. Es gibt kaum einen größeren Eingriff in die Umwelt
als den Braunkohletagebau. Als Vertreter von Natur und Umwelt haben sich die
Naturschutzverbände im Kreis Düren in den Prozess zur Neuaufstellung des Rahmenplans
Indesee eingebracht. Zu unseren Anregungen gehörten z.B. die Herstellung eines
Biotopkorridors zur Indemündung, die Wiedervernässung von Poldern auf den Wiesen
nordwestlich von Schophoven und die Gestaltung der sogenannten Lucherberger Lagune als
Naturschutzbereich. Letzteres vor Allem vor dem Hintergrund, dass der Lucherberger See, der
sich zu einem wertvollen Lebensraum vieler Arten entwickelt hatte, dem Tagebau weichen muss.
Die Lucherberger Lagune liegt geographisch dort, wo bisher der gleichnamige See war und es
wäre konsequent, in diesem Bereich wieder einen Naturraum entstehen zu lassen.
Für Merken gab es im Rahmen des Fachöffentlichkeitsworkshops Stimmen, die nicht die
Entwicklung des Ortes in Richtung See präferierten, sondern den Kern des Ortes gestärkt sehen
wollen, das Bauen im Bestand bevorzugen, das Naturerlebnis hervorgehoben wissen möchten
und sich eine Förderung des Ökolandbaus und eine reich strukturierte Landschaft im Umfeld des
Ortes wünschen.
Leider finden sich die Anregungen, die Natur und Umwelt in den Fokus stellen, im Rahmenplan
Indesee 2.0 nicht wieder. Gerade in Merken wird deutlich, dass Stimmen, die sich für den Erhalt
und die Schaffung weiterer Naturräume ausgesprochen haben, kein Gehör fanden. Ganz im
Gegenteil: Der Rahmenplan 2.0 sieht dort eine Erweiterung der Wohnbebauung nach Westen
und Norden vor. Die Wälder, die in diesen Bereichen angesiedelt wurden, sollen dafür zu einem
großen Teil weichen. Es wird argumentiert, dass diese Wälder keinen echten Wert für die Natur
darstellen und deshalb nicht schützenswert seien. Dem widersprechen die Naturschutzverbände
entschieden. Der Zeitkorridor, der für die Seebefüllung vorgesehen ist, bietet viel Raum für
Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung dieser Waldgebiete, damit diese für Natur und
Artenvielfalt noch attraktiver werden.
Pressemitteilung der Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU, Düren Seite 2 von 2
zum Rahmenplan Indesee 2.0 vom 24.11.2022
Dem Rahmenplan Indesee 2.0 ist zu entnehmen, dass Merken eine Ostumfahrung erhalten soll.
Diese wird zu einer Versiegelung und Beeinträchtigung wertvoller Naturräume in direkter Nähe
zum Fauna-Flora-Habitat und Naturschutzgebiet Ruraue, einem Biotopverbundkorridor
nationaler Bedeutung, führen. Mit dieser Straße würde eine erhebliche Störung der Ruraue inkl.
dort in der Nähe brütender Vögel wie dem Eisvogel einhergehen. Daher lehnen wir die
Ortsumfahrung Ost entschieden ab. Das jetzige Straßennetz ist mehr als ausreichend für
Merken.
Für Natur und Artenvielfalt wird es eng rund um Merken – und das im wahrsten Wortsinn. Ob
das tatsächlich im Sinne der Merkener Bürger – und von uns allen – ist, halten wir mindestens
für fraglich.
Einen nachvollziehbaren Prozess dahingehend, wie Anregungen im Beteiligungsprozess
gewichtet wurden, erkennen wir Naturschutzverbände nicht. Wir fragen uns auch, nach welchen
Kriterien die Anregungen ausgewählt wurden, die in den Rahmenplan 2.0 eingeflossen sind, und
was dazu geführt hat, dass das bei anderen nicht geschehen ist. Zusammenfassend lässt sich
sagen, dass Natur und Umwelt bei der Fortschreibung des Rahmenplans nicht zu ihrem Recht
gekommen sind.
Der Rahmenplan Indesee 2.0 wird derzeit in den politischen Gremien beraten. Im
Koalitionsvertrag von CDU und Grünen NRW (Zukunftsvertrag) ist zu lesen:
„Das Prinzip der Flächensparsamkeit soll Leitschnur unseres Regierungshandelns sein.“
Ähnliche Bekenntnisse gibt es in den Koalitionsverträgen auf Kreisebene (Koalitionsvertrag
„Zukunft gestalten“ von CDU und Grünen) und Stadtebene (Koalition „Zukunft Düren“ von SPD,
Grünen, Bunter Liste und Bürger für Düren).
Die Schaffung neuer Wohngebiete und einer neuen Umgehungsstraße sind mit dem Prinzip der
Flächensparsamkeit nicht in Einklang zu bringen. Wir hoffen, dass die Entscheidungsträger das
erkennen, Verantwortung übernehmen und den Bekenntnissen zur Flächensparsamkeit Taten
folgen lassen indem sie diese auch tatsächlich in Ihre Entscheidungen einfließen lassen.
Wir können uns den Verlust wertvoller Böden nicht länger leisten. Er hat dramatische
Auswirkungen auf den Natur- und Umweltschutz. Lebensräume von Tieren und Pflanzen werden
zerstört. Lebensräume werden zerschnitten, sodass der Austausch von Populationen und die
Futtersuche erschwert werden. Der Flächenverlust wirkt sich negativ auf den
Grundwasserspiegel, das Mikroklima und damit die Auswirkungen des Klimawandels sowie die
CO2-Speicherfähigkeit der Böden aus.
Die Naturschutzverbände appellieren an die politischen Parteien, in Bezug auf den Rahmenplan
Indesee 2.0 die richtigen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen, die Natur und
Umwelt nicht hinten anstellen. Denn dann ist der Verlierer die Artenvielfalt – ohne die auch uns
Menschen ein Leben auf der Erde langfristig nicht möglich sein wird.
Ansprechpartnerin für den BUND Kreisgruppe Düren: Doris Siehoff
LNU-Koordinator für den Kreis Düren: Dr. Ralf Theisen
Ansprechpartnerin für den NABU Kreisverband Düren e.V., Tanja Malchow

Das Beitragsbild (oben) stammt aus dem Archiv von Georg Schmitz und zeigt Merken aus der Luft. Gut zu erkennen sind die Tagebaukante und die angesprochenen Wäldchen. Die schwarzen Markierungen mit Buchstabe w zeigen Wohnbauprüfflächen aus dem Flächennutzungsplanentwurf. Das Bild unten zeigt eine Darstellung aus dem Rahmenplan Indesee2.0 und wurde beim Bezirksausschuss Merken aufgenommen.