Auch die Stadt muss Energie sparen

Die Koalitionsfraktionen haben auf unsere Anregung folgenden Antrag für den Stadtrat Ende September eingebracht.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ullrich, wir bitten um Aufnahme des Themas Energiesparmaßnahmen in die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Rates.
Beschlussvorschlag:
Der Rat beauftragte die Verwaltung, sich nochmals intensiv und trotzdem schnell mit möglichen Energiesparmaßnahmen der Stadt zu beschäftigen.
Begründung:
In der aktuellen Situation, in der nicht nur die Energiekosten explodieren und somit auch die Bürgerinnen und Bürger stärker belastet werden, sondern auch die Ressourcen in Bezug auf u. a. Gas/Kohle/Strom knapper werden könnten, sind wir alle aufgefordert, massiv Energie einzusparen. Hierbei müssen sich nicht nur die Privathaushalte und Betriebe von der bisherigen Praxis wegbewegen.

Das Gleiche gilt auch für die Kommunen, Behörden und Verwaltungen, die vor kurzem auch noch einmal von Seiten des Bundeswirtschaftsministeriums besonders zur Sparsamkeit aufgerufen wurde. Die Evaluation soll zeigen, inwieweit die Verwaltung ihren Teil zur Krisenbewältigung leistet und beiträgt.

Die Stadt hat in den letzten Jahren aus ökologischen und finanziellen Gründen schon zahlreiche Maßnahmen zur Einsparung von Energie ergriffen.
In jedem Einzelfall ist zwischen verschiedenen Zielen abzuwägen, z.B. bei der Außenbeleuchtung von Gebäuden zwischen Energiesparen und einem schönen Stadtbild.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation mit Klimawandelfolgen einerseits und Ukrainekrieg und Energiekrise andererseits muss diese Abwägung nun neu erfolgen.

Wenn derzeit darüber diskutiert wird, welche Gebäude eventuell kein Gas mehr bekommen können und wenn klimaschädliche Kohlekraftwerke zusätzlich in Betrieb bleiben, muss auch bei der Stadt Düren alles nochmals auf den Prüfstand! 
Denkbare (zumindest temporäre) kleinere Maßnahmen wären z.B. der Verzicht auf das Anstrahlen von Musikschule und Museum oder das Abschalten von weiteren Ampeln nachts – sofern dadurch keine besondere Unfallgefahr entsteht.  

Wir bitten im ersten Schritt um eine kurzfristige Prüfung über alle Ämter und Eigenbetriebe hinweg! 
Die Verwaltung wird um eine Auflistung (Bestandsaufnahme) der bedeutenden städtischen Strom-, Gas-, Wärme- und Kraftstoffverbraucher gebeten. 

In dem Zusammenhang wird ferner gebeten, über den Sachstand folgender Fragen zu berichten: 

  • Welche Maßnahmen hat die Stadt Düren bislang ergriffen, um den Energieverbrauch in den Objekten massiv zu senken?
  • Welche (weiteren) Maßnahmen sind bereits jetzt für die Zukunft geplant? 
  • Wird ein zertifiziertes Energiemanagementsystem bereits eingesetzt oder ist dessen Einsatz kurzfristig geplant?
  • Ist eine Abschaltung der Beleuchtung / Ausleuchtung von Objekten geplant bzw. veranlasst?

In einem zweiten Schritt im Winter soll dann in einem erweiterten Energiesparkonzept aufgezeigt werden, welche Maßnahmen mittelfristig noch ergriffen werden können.
Denkbar wäre z.B. bei Neuanschaffungen bzw. neuen Leasingverträgen auch beim Ordnungsamt auf E-Fahrzeuge zu setzen. Bei öffentlicher Beleuchtung z.B. in Parks könnte eine intelligente Beleuchtung Strom sparen, usw…..

Noch bevor dieser Antrag in die Beratungen geht, erschien am 26.9. diese Pressemitteilung der Stadt Düren.

Wenn das Rathaus dunkel wird: Projektgruppe der Stadt Düren für Energiesparpotenziale ergreift weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung

Düren. Die Stadtverwaltung Düren folgt dem Aufruf der Bundesregierung für mehr Energiesparen. Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen am Energiemarkt, die Energieversorgung und die Preisentwicklung sollen weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt werden, um Versorgungseinschränkungen in der kalten Jahreszeit möglichst zu vermeiden sowie Stromverbräuche zu reduzieren. So reagiert die Verwaltung auch auf die im Vorfeld zu erwartenden Kostensteigerungen.

Aus diesen Gründen wurde bereits eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe „Energieeinsparung“ eingerichtet, deren Aufgabe es ist, weitere Energiesparpotenziale in der Stadt Düren zu identifizieren, zu qualifizieren und umzusetzen.

„Wir wollen in dieser aktuell schwierigen Lage mit gutem Beispiel vorangehen. Es führt aber auch kein Weg daran vorbei, dass wir den Energieverbrauch senken müssen. Da, wo es möglich ist, stellen wir unser bisheriges Verhalten, auch im Hinblick auf Arbeitsabläufe und Prozesse, auf den Prüfstand. Unser Ziel ist klar: Energie einsparen und explodierende Kosten reduzieren!“, sagt Bürgermeister Frank Peter Ullrich.

Als Sofortmaßnahmen sind beispielsweise die Nachtbeleuchtung des Rathauses sowie die Abschaltung sämtlicher Brunnen im Stadtgebiet eingeleitet. Zudem ist die Nutzung von Warmwasser an den Handwaschbecken nicht mehr möglich. Auch werden alle Warmwasserbereitungen in den städtischen Turnhallen ab heute (26.09.) außer Betrieb genommen. Ausgenommen hiervon sind die Lehrschwimmbecken der Stadt Düren sowie alle sonstigen Duschanlagen, beispielsweise in Sportheimen.

Im Rathaus selbst werden die bereits seit 1988 in einer Dienstanweisung festgeschriebenen Vorgaben zum sparsamen Einsatz von Energie ergänzt. Unter dem Motto „Feierabend heißt abschalten!“ appelliert die Stadtverwaltung an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zudem zu einem noch nachhaltigeren Umgang mit Energie und setzt hier entsprechende Rahmenbedingungen. Nach Einschätzung des städtischen Energieberaters liegt hier das größte Potential zur sofortigen Energieeinsparung. Nutze ich den Aufzug oder doch lieber die Treppe? Schalte ich das Bürolicht ein? Wie lüfte ich am effektivsten? – Viele bisher alltägliche Gewohnheiten kommen auf dem Prüfstand.

Dabei berücksichtigt die eingesetzte Arbeitsgruppe neben den neuen rechtlichen Bestimmungen auch die Empfehlungen des Deutschen Städtetags. Darunter insbesondere das Herabsenken von Raum- oder Wassertemperaturen in städtischen Gebäuden, das Regulieren von Heiz- oder Klimaanlagen sowie das Reduzieren von Beleuchtung.

Die Maßnahmen sollen möglichst kurzfristig umgesetzt werden. Umrüstungen von bestehenden Anlagen oder kurzfristig realisierbare Baumaßnahmen können weitere Potenziale darstellen, sind aber für den Winter 2022 möglicherweise nicht mehr umsetzbar. Auch diese Maßnahmen sollen erarbeitet werden und spätestens für den Winter 2023 zum Einsatz kommen.

Wir werden die Maßnahmen kritisch begleiten und eigene Vorschläge einbringen.

Ein weiterer Antrag soll das Thema PV voranbringen:

Sehr geehrter Herr Ullrich, wir beantragen, dass der folgender Antrag in die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung aufgenommen wird.

Prüfauftrag zur Stärkung von Photovoltaik (PV)

Beschlussvorschlag

Die Verwaltung wird um Prüfung folgender Punkte gebeten:

  1. Die städtischen Gebäude-Objekte werden auf Machbarkeit zur Ausstattung und Anbringung von PV- Modulen überprüft. Erledigt durch Vorlage 2022-0276.
  2. Die PV- Anlagen sollen so konzipiert sein, dass diese die städtischen Objekte mit Eigenstrom versorgen können. Erledigt durch Vorlage 2022-0276.
  3. Die Verwaltung prüft, inwiefern eine Pflicht für Neubauten im Gewerbebereich und im Geschosswohnungsbau mit mindestens 10 Wohneinheiten im Rahmen städtebaulicher Verträge umgesetzt werden kann.
  4. Welche städtischen Freiflächen sind für PV- Anlagen zur Zweifachnutzung geeignet? Beispielhaft sollten Regenrückhaltebecken, Parkplätze, nicht vermarktbare Gewerbeflächen geprüft werden.
  5. Die SWD, Leitungspartner und Rurenergie GmbH sollten eingebunden werden.

Begründung

Die aktuelle Situation im Bereich Energie, Klima und Umwelt fordert ein schnelles Handeln und Umdenken. Der Umbau unseres Energiesystems ist eine vordringliche Aufgabe.

Bürgerinnen und Bürger sowie die heimische und energieintensive Industrie benötigen eine preisstabile energiewirtschaftliche Versorgungssicherheit.

Mit der Erfurter Erklärung fordert der Deutsche Städtetag „mehr und schnellere Maßnahmen für den Klimaschutz anzugehen. Klimaschutz ist eine dringliche Aufgabe für alle. Die Städte übernehmen Verantwortung.“

Es wird zu einer vermehrten Elektrifizierung des Wärmemarktes kommen müssen. Die Grundvoraussetzung dafür ist eine erfolgreiche Energiewende. Ab 2024 soll nach dem Willen der Bundesregierung jede neu installierte Heizungsanlage zu mindestens 65% mit erneuerbar Energie betrieben werden. Im Wesentlichen erfüllen in der Praxis nur Wärmepumpen diese Anforderungen.

Zwischen 1998 und 2015 wuchs die weltweit installierte PV- Leistung um durchschnittlich 38% im Jahr. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung (DIW) sind die Kosten für PV bislang weit schneller gesunken als erwartet. „Seit 2018 sind neu gebaute PV- Anlage die günstigsten Kraftwerke in Deutschland“, so das Frauenhofer- Institut.

Es gibt u.a. folgende Beispiele für Freilandanlagen:

Die Stadt Weilerstadt (Hessen) hat auf einem größeren Regenrückhaltebecken eine PV- Anlage mit Nachführungssystem errichtet. Die Kommune strebt weitere sinnvolle Doppelnutzungen versiegelter Flächen an.

Auf der Merscher Höhe in Jülich werden auf einer Fläche von umgerechnet 13 Fußballfeldern insgesamt 17 000 Module installiert. Sie wird jährlich 9,5 Mio. Kilowattstunden Strom liefern (SWD- Magazin).

Auf der stillgelegten Entsorgungsanlage Ringgenbach bei Sigmaringen wurde eine PV- Anlage gebaut.

Die geänderte Landesbauordnung NRW sieht ab 2022 vor, dass neue Parkplatzflächen mit mehr als 35 Stellplätzen überdacht und mit PV- Anlagen ausgestattet werden. Dies gilt nur für Gewerbeflächen. So können große Asphaltflächen eine doppelte Nutzung erhalten.