Umbenennung des Kreises Düren in Rurkreis Düren-Jülich

(Düren, 19.05.2022) Pressestatement: In der Sondersitzung der Kreistages am 19.05.2022 wurde dem Bürgerbegehren „Gegen die Umbenennung des Kreises Düren in Rurkreis Düren-Jülich“ nicht entsprochen. Damit ist der Weg frei für ein Bürgerentscheid. Anlässlich dieser Sitzung hat die Fraktionsvorsitzende Gudrun Zentis der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Dürener Kreistag die folgende Rede gehalten.

„Sehr geehrter Herr Landrat, liebe Kollegen und Kolleginnen des Kreistages,
sehr geehrter Interessierte, werte Herren Smeijers und Reiermann,

unsere mit übergroßer Mehrheit über alle Parteigrenzen hinweg getroffene Entscheidung im Kreistag am 07.12.2021 den Namen unseres Heimatkreises zu ändern in Rurkreis Düren-Jülich, war kein netter Gag zu einem runden Jubiläum, sondern eine wohlüberlegte und abgewogene Entscheidung.

Wir, die von den Bürgerinnen und Bürgern dieses Kreises gewählten Abgeordneten haben gehandelt in vollem Bewusstsein und Wahrnehmung unserer Pflicht, zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger des ganzen Kreises Düren.

Glauben Sie mir bitte, das Erste was wir erwogen haben war die Kostenfrage.

Die stellte sich aber als marginal heraus in Anbetracht der Wirkung, die wir mit der Umbenennung des Kreisnamens erzielen könnten. Wir haben Abstand von einer großen Werbekampagne genommen, die vermutlich viele Bürgerinnen und Bürger im Vorfeld von der Idee überzeugt hätte, aber nicht unerheblich Kosten verursacht hätte.

Der Kreis Düren steht vor großen Herausforderungen im Strukturwandel. Wir müssen uns behaupten zwischen den Metropolen Köln, Düsseldorf und Aachen. Unser Kreis ist vielfätig und divers aufgestellt zwischen Langerwehe und Nörvenich, zwischen Titz und Heimbach. Stark sind wir als Ganzes. In allen Kommunen sind Schätze zu heben, darzustellen und zum Wohle aller Menschen im Kreis Düren zu nutzen.

Es gilt die außerordentlichen Chancen zu erkennen, die unsere Landschaft für den Tourismus, das Forschungszentrum für Wissenschaft, Bildung und unsere jahrhundertlange Industrietradition für die lokale Wertschöpfung bieten. Es gilt die Chancen nicht nur zu erkennen, sondern sie in einem stimmigen Gesamtkonzept auch zu ergreifen. Bei der Umsetzung hilft uns der Name Rurkreis Düren-Jülich, weil er die wertvolle Vielfalt unseres Kreises besser wiederspiegelt.

Glauben Sie mir bitte, dass mich die Ängste und Nöte all derer berühren, die sich vom Auslaufen der Bergbauzeit in unserem Kreis in ihrer Existenz bedroht sehen. Diese Ängste dürfen nicht Bestand haben und beherrschend werden. Es bekümmert mich, wenn ich zur Kenntnis nehmen muss, dass die Überschuldungsquote der Menschen im Kreis Düren bei 10,63 % liegt, über dem Bundesdurchschnitt von 8,86 % und in der Stadt Düren beinahe fast doppelt so hoch ist wie im Bundesdurchschnitt. Es gilt diesen Menschen vordringlich zu helfen. Wir müssen neue, andere Arbeitsplätze schaffen. Es gilt Kinder zu fördern und ihnen mit guten Bildungseinrichtungen alle Chancen einzuräumen auf ein sicheres, selbstbestimmte Leben.

Um das alles leisten zu können müssen wir wirtschaftlich hervorragend aufgestellt sein im Kreis. Um dieses hehre Ziel zu erreichen wollen wir auch die Umbenennung des Kreises Düren in Rurkreis Düren-Jülich nutzen.

Wem nehmen wir mit der Erweiterung des Kreisnamens etwas weg? Keinem!

Wir weisen mit Jülich auf die zweitgrößte Stadt in unserem Kreis hin, die in Mitten der Tagebaue gelegen dadurch die meisten Restriktionen in den letzten Jahrzenten hinnehmen musste, mit einer tradierten Spitzenfachhochschule, einem weltbekannten Forschungszentrum als größten Arbeitgeber im Kreis.

Wir weisen auf einen bedeutenden Fluss in unserem Kreis hin, der vor zweihundert Jahren für die Industrialisierung hier stand.

Und ganz neu ist der Name Rurkreis in unserer Region nicht. Während der Kommunalen Neugliederung zu Beginn der 1970er Jahre war der Name Rurkreis Düren-Jülich der hier gewünschte Name. Der Innenminister in Düsseldorf lehnte jedoch ab.

In der napoleonischen Zeit vor mehr als zweihundert Jahren war der Name unserer Gegend das Roerdepartement. Im Magazin der Dürener Geschichtswerkstatt, Ausgabe vom 24.12.2014 hat Felix Röhlich über die Besetzung unserer Region im Oktober 1794 durch die französische Armee unter Napoleon berichtet.

Durch den Friedensvertrag von Luneville vom 09. Februar 1801 entstand hier das Roerdepartement. Und als am 21. März 1804 der „Code Civil“ kam, blühte dieser Landstrich auf. Ich darf zitieren:

‚Der wirtschaftliche Aufschwung der Dürener Industrie in den Jahren der französischen Herrschaft war unverkennbar. Das Rheinland, jetzt in einem einheitlich großen Wirtschaftsgebiet, gewann einen Vorsprung gegenüber dem übrigen Deutschland, wobei auch die sozialen Gegensätze erheblich gemildert wurden.

Die neuen Verhältnisse hatten für Bürger und Bauern überwiegend gute Seiten, für Handel und Gewerbe öffneten sich die Absatzmärkte im Westen im damaligen Großfrankreich.
Der Handel blühte auf, Gewerbe und Fabriken hatten Hochkonjunktur. Die hiesigen Papier- und Tuchfabriken konnten dank der Großaufträge, insbesondere aus Paris und Brüssel, mehr Arbeitskräfte als je zuvor beschäftigen. Die Arbeiter verdienten das Doppelte und Dreifache….‘

Diese Wirkung wollen wir auch mit der jetzigen Umbenennung in Rurkreis Düren Jülich erzielen.

Packen wir es gemeinsam und friedvoll, intelligent und strukturiert an, unseren Kreis wie vor gut 200 Jahren zu transformieren. Für ein gutes Leben im Rurkeis Düren-Jülich.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“