Besuch auf dem Biohof

Der ökologische Landbau in Deutschland muss gestärkt werden, doch Biobauern haben große Sorgen.
Die Zahl der Ökolandbaubetriebe und ihre bewirtschaftete Fläche nimmt seit Mitte der 1990er Jahre langsam und stetig zu. 2020 betrug der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche 9,6 %. Trotz des stetigen Anstiegs ist das 20%-Ziel der alten GroKo Bundesregierung noch weit entfernt.
Die neue Bunderegierung möchte bekanntlich die Landwirtschaftlich noch mehr ökologisch gestalten. Greenpeace schreibt zum Koalitionsvertrag: “Im gesamten Kapitel zur Landwirtschaft ist eine moderne ökologische Handschrift erkennbar“ und stellt Forderungen an den neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir auf. Zum Beitrag.
Ökobauern klagen hingegen aktuell, dass sie für gesellschaftliche Leistungen (Ökoleitungen) nichts bekommen. Sie helfen bei vielen Problemen wie Artenschutz, Tierschutz, Bodenschutz usw. – ohne dies entlohnt zu bekommen.
Aktuell sind die Landwirte besonders von Preissteigerungen betroffen (z.B. Energie, Transport), können diese aber nicht auffangen. Höhere Verkaufspreise sind kaum möglich – während diese z.B. bei Milch aus konventionellen Betrieben im Supermarkt deutlich gestiegen sind.

Über die Sorgen der Biobauern berichtete nun stellvertretend auch Christoph Bochröder vom Demeterbetrieb „Neuer Hof Düren“ und diskutierte mit verschiedenen Fachleuten und Verbandsvertretern. Georg Schmitz war für die Grünen Düren auf dem Hof zu Gast, um sich zu informieren.  

In seiner Einleitung hob Christoph Bochröder die Bedeutung von Biohöfen für die Artenvielfalt hervor. Ackerränder werden nicht andauernd gemäht, es werden Hecken gepflanzt, Schwalben finden seiner Schilderung nach hauptsächlich dort Raum, wo auch Kühe sind. Die Bio-Tierhaltung und die Hecken, Bäume und Blumen haben auch einen Erholungswert für die Dürener*innen. Rinder erhöhen die Artenvielfalt, durch Kuhfladen für die Insekten, die dann als Vogelfutter dienen. Im Zusammenhang mit den Hecken erwähnte Christoph Bochröder, dass darin immer wieder Müll (Kühlschränke etc.) entsorgt wird, den er dann selbst entsorgen muss.

Im Projekt regiosöl wirft man deshalb einen genauen Blick auf die regionalen sozialen und ökologischen Leistungen („regiosöl“) der Ökolandbaus. Denn Bio-Betriebe leisten einen wichtigen Beitrag zu vielen ökologischen sowie gesellschaftlichen Zielen. Diese Nachhaltigkeitsleistungen sollten mehr als bisher durch politische und markt-basierte Instrumente honoriert werden.

Der Bio-Handel leidet auch unter der hohen Inflation, weil Kunden aktuell ganz genau auf den Preis schauen. Darunter könnte auch der Kampf gegen den Klimawandel leiden – weil es weniger Anreize für Bauern gibt, auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Biobetriebe hingegen bekommen den Preisdruck des Handels zu spüren und manch Betriebszweig rechnet sich nun nicht mehr – wie hier die Rinderhaltung nach Biostandard.
Was ist daran Besonders? „Die Tierhaltung und Tierzucht von Bio-Bochröder unterscheiden sich grundlegend von der herkömmlichen Viehhaltung. Hier wird ein ganzheitlicher Ansatz mit wesensgerechten Haltungsbedingungen verfolgt. Im Fokus der Zucht steht das Wohl der Tiere. Der Blick wird auf die Lebensleistung der Tiere, ihre Gesundheit und Fitness gerichtet. Das bedeutet zum Beispiel Weidegang für die Tiere, eine kuhgebundene Kälberaufzucht sowie eine große Strohliegefläche im Stall. Ebenso wird Wert auf wesensgerechtes Futter gelegt und auf Kraftfutter für die Milcherzeugung verzichtet.

Das Gespräch zeigte Probleme auf, Lösungen müssen aber auf allen Ebenen noch gefunden werden. Lokal kann man jedoch darauf hinweisen, dass ein direkter Kauf bei lokalen Biobetrieben diesen sehr hilft.
So gibt es beim Hof einen SB Hofladen, bei dem man Eier, Kartoffeln etc. ohne Zwischenhandel bekommt und womit man ganz konkret den Erhalt der Heckenlandschaften im Dürener Süden und eine ökologische Landwirtschaft fördert.