Grüne kritisieren Fehlplanung an Brücke

Die Region fordert seit Jahren einvernehmlich ein drittes Gleis auf der Nordseite der Strecke zwischen Düren und Langerwehe, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen und um einen oder mehrere Haltepunkte der Euregiobahn zu ermöglichen. Wir Grüne Düren fordern einen Haltepunkt Derichsweiler seit 1997, als das Stadt – und Regionalbahnkonzept von Georg Schmitz erarbeitet wurde.

Betrieblich sinnvoll und somit wirtschaftlich vertretbar ist ein solches Gleis, wenn es vollwertig in beide Richtungen von allen Zügen mit vernünftiger Geschwindigkeit (mindestens 100 km/h) befahren werden kann. Ob ein drittes Gleis kommt oder nicht, ist politisch noch nicht abschließend entschieden.

Vorausschauende Planung ist wichtig ist, – das zeigen zwei ältere Beispiele in unserer Region.
In Langerwehe wurde früher eine Brücke über die Bahnlinie neu gebaut. Obwohl es damals schon konkrete Ideen zum Lückenschluss Langerwehe-Weisweiler gab, hat man die Brücke nicht breiter als in dem Moment nötig gebaut, sondern nur die Brücke der Nachkriegszeit ersetzt. Es dauerte nicht lange – und der Tunnel für die Euregiobahn wurde geplant und gebaut! Welch Irrsinn!

Zweites Beispiel: Die Bahnstrecke Düren Köln wurde bei Sindorf zunächst dreigleisig gebaut. Schon damals bei der Eröffnung 2002 gab es Stimmen, die gewarnt haben, man möge immer eine Erweiterung der S-Bahnstrecke auf Zweigleisigkeit bedenken.  Danach hat Straßen NRW die Brücke der A4 über die Gleise neu und für den motorisierten Verkehr breiter gebaut. Und was hat man gemacht? Man hat natürlich nur mit drei Gleisen geplant, die es dort gab und somit eine Erweiterung der S-Bahnstrecke für Jahrzehnte unmöglich gemacht! Welch Irrsinn!

Als nun die Brücke der B264 zwischen Gürzenich und Derichsweiler von Straßen NRW neu geplant wurde, hat die Stadt Düren sich stellvertretend für die ganze Region das Versprechen geben lassen, dass ein drittes Gleis mit eingeplant wird. Entsprechende Aktenvermerke bestätigen, dass ein drittes Gleis eingeplant wird.

Für uns Grüne war es lange unvorstellbar, dass die Planer*innen wieder keine konkrete Trassierung einer Bahnstrecke hinterlegen! Wenn Straßen NRW der Stadt zusichert, man würde ein 3.Gleis beachten, dann müsste dort auch ein echter Plan dafür vorliegen. Es gab und gibt aber nur eine sehr grobe Linienführung aus dem Planfeststellungsverfahren B399n. Dabei wird eine Führung „in großem Bogen“ um einen Pfeiler gezeigt. Bei Straßen NRW war niemand zu finden, der ganz konkrete Informationen zur genauen Gleislage geben konnte. Auf Anfrage erhielten wir einen Plan, der das angedachte Gleis aus dem Planfeststellungsverfahren B399n zeigt.

Wenn man sich nun die Baustelle anschaut, kann man sehen, dass das zusätzliche Gleis gerade noch irgendwie passen wird, aber nicht vernünftig und zukunftsfähig geplant wurde. Direkt unter der Brücke gibt es je einen Pfeiler neben den Gleisen. Ein drittes Gleis müsste da irgendwie drumherum geführt werden. Eine erste Prüfung der vorhandenen Unterlagen durch Eisenbahnexperten ergab, dass das Gleis knapp möglich wäre, aber nur in einem großem Bogen mit 60 km/h um den Pfeiler herum befahren werden kann. Welch Irrsinn!
    
Dies wird die Attraktivität des dritten Gleises leider etwas schmälern.

Die politische Dimension

Straßen und Bahnplanungen laufen wieder mal und weiterhin unkoordiniert nebeneinanderher. Dadurch werden teilweise Entwicklungen unmöglich bzw. zumindest extrem verteuert. Eine integrierte Verkehrsplanung, wie sie angeblich seit Jahren im Land NRW existiert, gibt es ganz offensichtlich nicht!

Verantwortlich sind aus unserer Sicht v.a. der ehemaliger Verkehrsminister von NRW, Hendrick Wüst und Andreas Scheuer als ehemaliger Bundesverkehrsminister, die keine wirklich integrierte Verkehrsplanung hinbekommen haben.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass die verschiedenen Verkehrsmittel immer gemeinsam gedacht und dann auch gemeinsam geplant werden – um solch einen Irrsinn wie bei unseren drei geschilderten Fällen zukünftig zu vermeiden!

  • Isa Elsner, Landtagskandidatin für Düren und den Südkreis
  • Georg Schmitz, Stadtratsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität, Umwelt, Klimaschutz, Vorsitzender im regionalen Beirat des AVV
  • Andreas Krischer, stellv. Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion, Vorsitzender des Ausschusses für Klimaschutz und Mobilität und Vorsitzender im AVV Aufsichtsrat


Exkurs: Das Verkehrsministerium NRW schreibt auf der Homepage:
Die Infrastruktur bei Straße und Schiene wird fortlaufend ausgebaut, um die Leistungsfähigkeit der Netze zu sichern. In den letzten Jahren ist dabei der Wunsch nach einer optimalen Verknüpfung zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln und – trägern in den Vordergrund getreten. Es geht also nicht darum, Autobahnen und Eisenbahnen in Konkurrenz zueinander auszubauen. Vielmehr sollen sich alle Teilnetze ergänzen und beste Voraussetzungen für eine kombinierte Nutzung schaffen. Dementsprechend hat das Land Nordrhein-Westfalen seine bisherigen, nach Verkehrsträgern getrennten Planungsverfahren zusammengefasst und unter das Dach der „Integrierten Gesamtverkehrsplanung“ (IGVP) gestellt.

Detailbeschreibungen:
Blick von Westen, quasi auf der Trasse des 3. Gleises stehend. Bei der Fahrt nach Düren müsste jeder Zug links um den Pfeiler fahren und das ginge wegen der nötigen Gleisradien für Eisenbahnfahrzeuge nur mit 60 km/h. Nächstes Bild: Die Baustelle vom Seerundweg aufgenommen.

Während es bei Straßen NRW keinen konkreten Trassierungsentwurf gibt, haben wir nun einen solchen erstellen lassen und sind schockiert! Zwischen Mitte altes Gleis und Mitte neuem Gleis mit Elektrifizierung sowie zwischen Mitte neuem Gleis und Brückenkopf sind jeweils nur die Mindestmaße vorhanden, so dass es gerade so passen würde.  Aber dann kommt der Pfeiler, der zur Schleichfahrt zwingt.….(rotes Quadrat auf dem Plan)

Hätte man die Straße mit etwas mehr Verschwenkung gebaut, dann hätte die Bahn mit voller Geschwindigkeit das gerade 3.Gleis befahren können. Da die Straße wenige Meter danach eh in den Stadtteil Gürzenich führt und dort die Geschwindigkeit auf 50km/h begrenzt ist, wäre eine etwas schärfere Verschwenkung der Straße kein Problem gewesen. 

Letztlich wird wohl erst die gerade beauftragte Machbarkeitsstudie zum Thema Haltepunkte zwischen Düren und Langerwehe zum Jahresende belastbar aufzeigen, was geht oder was nicht. Kreis Düren / Stadt Düren / Gemeinde Langerwehe und NVR hatten im letzten Jahr beschlossen, eine solche Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, da die Interessen der Region Düren in der Bahnpolitik nicht ausreichend berücksichtigt werden. Diese Studie haben wir politisch angestoßen. Mehr dazu….

Link zum kurzen TV Bericht in der Lokalzeit Aachen am 20.4.2022 ab Minute 12:

Diesen Leserbrief schickte uns Mitglied Tanja Malchow in Kopie:
Aus dem Artikel wird überdeutlich, dass Kommunikation keine Einbahnstraße sein darf, wenn es um den Bau kostenintensiver Verkehrsinfrastruktur geht. Torsten Gaber von Straßen.NRW teilt mit, man habe zwar um den Wunsch der Region nach einem dritten Gleis gewusst, es haben aber weder von der Deutschen Bahn noch von irgendeinem anderen Betreiber Pläne für ein drittes Gleis vorgelegen. Dennoch habe man beim Bau der Brücke die theoretische Möglichkeit für ein drittes Gleis berücksichtigt – nur eben nicht parallel zu den anderen Gleisen, sondern verschwenkt außen um einen Brückenstützpfeiler herum.
Abgesehen davon, dass die letztgenannte Aussage eher wie ein verspäteter Aprilscherz daherkommt, stelle ich mir die Frage, warum Straßen.NRW nicht von sich aus Kontakt mit den regionalen Akteuren aufgenommen hat, um den aktuellen Stand zu erfragen, wenn man doch von den Bestrebungen, ein drittes Gleis zu installieren, wusste? Warum hat man vor diesem Hintergrund nicht von vornherein die Möglichkeit einer stärkeren Verschwenkung der Brücke gewählt, die ein drittes Gleis auch ohne Verschwenkung und infolgedessen ohne die nun erforderliche Geschwindigkeitsanpassung der Züge ermöglicht hätte?
Es drängt sich der Eindruck auf, dass Planungen nicht oder zumindest nicht gut genug koordiniert werden. Das führt nicht zur zu Kostensteigerungen sondern auch dazu, dass Verkehrsinfrastruktur ihren Zweck nicht so erfüllen kann, wie dies eigentlich vorgesehen war.
Schade! Wieder wurde eine Chance vertan, die Mobilitätswende ein Stück voranzubringen.