Umweltschützer sammeln Müll – und sind schockiert

In einer gemeinsamen Aktion haben einige Umweltfreunde aus der grünen Stadtratsfraktion, von Nabu und BUND heute zwischen Birgel und Gey den Randstreifen gesäubert. Mehrere Säcke Müll sind zusammengekommen.

Georg Schmitz, Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität, Umwelt und Klimaschutz in Düren:
„Ich war besonders schockiert von den zahlreichen kleinen Schnapsflaschen, die ganz offensichtlich während der Fahrt dort aus dem Fenster von Fahrzeugen geworfen wurden und von den vielen Glasflaschen, die durch die Schneidearbeiten in kleine Stücke zerkleinert wurden, welche sich nun nicht mehr aus der Natur entfernen lassen“.

Mit der Sammlung wollte man auf verschiedene Aspekte hinweisen.

1.) Zunächst möchte man mit dieser Aktion dringend an alle appellieren, keinen Müll in die Natur zu werfen.
„Doch da die „Zielgruppe“ hier wohl kaum ernsthaft zu beeinflussen ist, bitte ich alle Bürger*innen, die Augen offen zu halten und Verstöße konkret anzuzeigen. Vermutlich kann dieser Wahnsinn nur mit Strafen reduziert werden“.

2.) An den Bundes- und Landesstraßen landet regelmäßig viel Müll in den Gebüschen am Straßenrand. Beim Schneiden und Mähen durch Straßen NRW wird dieser Müll weder vorher noch nachher eingesammelt, sondern durch die Maschinen oft noch geschreddert und so zu Kleinteilen, die kaum noch aus der Natur zu entfernen sind.

Schmitz dazu: „Mich ärgert nicht nur die Gedankenlosigkeit, mit der sich manche Zeitgenossen ihres Wohlstandsmülls entledigen – sondern auch das Vorgehen des öffentlichen Dienstes. Denn, dass bei Mäharbeiten des Landesbetrieb StraßenNRW am Straßenrand liegengebliebener Müll nicht mehr geschreddert und so zu Kleinteilen verarbeitetet werden soll, wurde schon vor Jahren von mir gefordert und sogar auf Landtagsebene diskutiert. Die Diskussion dazu findet weiter auch im ganzen Land statt – leider immer noch erfolglos. Deshalb bitte ich Straßen NRW nochmals, die Abläufe zu verändern.
Die Landes – und Bundespolitiker werden wir in dem Zusammenhang um Unterstützung durch entsprechende Vorgaben seitens der Ministerien bitten“.

3.) Reinhard Schultz-Hock hat einen kleinen Teil des gesammelten Mülls zu einer „Denk-mal-Schnur“ arrangiert, um für eine Woche Passanten auf das Thema Müll in der Natur hinzuweisen. Danach wird auch dieser Müll natürlich ordnungsgemäß entfernt.

Hintergrundinfos:

Berichte über das gleiche Problem in Schwalmtal und Haan und Oberhausen

Der geschredderte Müll wird teilweise durch die Maschinen oder Wind auch auf Felder gewirbelt. Die Ökologischen Folgen sind u.a. hier dargestellt. Grundsätzlich sind die Miniteile oft nicht mehr aus dem Boden zu entfernen und werden im Laufe der Jahrzehnte zu immer kleineren Teilen, z.B. zu kleinsten Kunststoffteilen, die über Wasser, Tiere oder Pflanzen in Kreisläufe gelangen – und teilweise am Ende sogar in Menschen ankommen können.  

In den vergangenen zehn Jahren sind durchschnittlich 1.400 Tonnen Hausmüll pro Jahr auf Bundes- und Landesstraßen in NRW angefallen. Pro Jahr kostet die vollständige Abfallentsorgung rund sieben Millionen Euro. Mehr dazu und hier.
Müllbeseitigung entlang der Strecke erfolgt gemäß StraßenNRW im Regelfall einmal pro Jahr durch Fremdfirmen im Sommer. Ein zusätzliches Sammeln vor und nach einer Schneideaktion (die im Winter immer dann stattfindet, wenn kein Winterdienst nötig ist), sei v.a. aus personellen Gründen nicht möglich. Selbst wenn die Politik bzw. die Ministerien die nötigen Finanzen bereitstellen würden, wäre es schwer, geeignetes Personal dafür zu finden, hieß es von StraßenNRW. Das zweifeln die Umweltschützer allerdings sehr an.

Update 5.2.202223 / Aktion:
Präsentiere uns deine Sammlung! Bei unserer letzte Müllsammlung haben wir den Müll nicht direkt komplett entsorgt, sondern einen Teil an einer „Denk-mal-Schnur“ bei Birgel einige Tage präsentiert. (Beitrag wird in den Kommentaren verlinkt) Heute haben wir eine ähnliche Schnur in Lendersdorf entdeckt. Da kam uns die Idee, dass wir alle in unserer Umgebung mal den Müll einsammeln und die „Ergebnisse“ den Mitmenschen auf individuelle Art präsentieren könnten. Postet also eure Bilder von Aktionen mit einer kleinen Beschreibung ab heute bis Ende Februar unter diesen Beitrag als Kommentar. Zum Monatsende werden wir alles sichten und die pfiffigste Aktion bekommt dann von uns ein besonderes Dankeschön. Wir werden uns etwas Schönes überlegen.

Müllleine – entdeckt in Lendersdorf

Update: Hier die Antwort von Straßen NRW

Sehr geehrter Herr Schmitz,

mit Ihrem Anliegen „Müll an Straßen“ haben Sie sich n den Landesbetrieb Straßenbau gewandt. In Ihrem Schreiben stellen Sie die Problematik von insbesondere zu Mikroplastik zerkleinertem Abfall, der leider von vielen Verkehrsteilnehmern gedankenlos aus dem Fahrzeugfenster geworfen wird, dar. Die damit verbundenen Umweltschäden sind allgemein bekannt und werden zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert.

Der beste Lösungsweg, den Sie und Ihre Mitstreiter den Verkehrsteilnehmern sehr bildlich vor Augen geführt haben, wäre, wenn niemand mehr Müll in die Umwelt wirft. Solange dies geschieht, muss sich der Straßenbaulastträger auf Kosten der Allgemeinheit damit befassen. Hierfür gibt es bundeseinheitliche Regelungen. Diese sind im „Leistungsheft für den Straßenbetrieb auf Bundesfernstraßen“ für alle Bundesautobahnen und Bundesstraßen festgelegt und gleichlautend auch für die Landesstraßen eingeführt. Das Problem müsste bei derartigen Fällen bereits an der Quelle angepackt werden. Dies beginnt bereits bei der entsprechenden Aufklärung der Kinder/Jugendlichen z.B. in der Schule. Auch die Medien könnten hierfür ein geeignetes Werkzeug sein, um kontinuierlich (nicht nur in Form einer einmaligen Aktion) auf die Abfallproblematik hinzuweisen und damit dem sogenannten Littering vorzubeugen – also der Unsitte, wodurch Abfälle im öffentlichen Raum achtlos weggeworfen oder liegengelassen werden, ohne die dafür vorgesehenen Abfalleimer oder Papierkörbe zu benutzen. Es gilt die Ursache zu bekämpfen und nicht die Symptome zu beseitigen.

In der aktuellen Ausgabe des Leistungsheftes von 2021 ist – wie auch schon in vorherigen – festgelegt, dass einmal jährlich der Müll an diesen Straßen einzusammeln ist. Dieser Pflicht kommt der Landesbetrieb in der Regel vor dem ersten Mähen im Frühjahr nach. Zu diesem Zeitpunkt ist der Müll auf Grund der pflanzlichen Winterruhe gut zu sehen und dadurch mit vertretbarem, wirtschaftlichem Aufwand einzusammeln. Weitere Sammlungen sind nicht vorgesehen und daher nicht finanziert. Werden während der regelmäßigen Streckenkontrollen größere Teile entdeckt, werden diese selbstverständlich mitgenommen und entsorgt. An bekannten, neuralgischen Stellen wird auch zweimal im Jahr der Abfall gesammelt.

Ihr Anliegen ist vor dem Hintergrund des für uns alle wichtigen Umweltschutzes nachvollziehbar. Praktisch betrachtet würde das Erreichen des Ziels „keinerlei zerkleinerten Abfall im Wurfbereich von Straßen“ jedoch bedeuten, dass vor jedem Mähen der Müll gesammelt werden müsste. Dies würde jedoch auch bedeuten, dass alle diese Flächen in der Wuchsperiode von Frühjahrsbeginn bis Herbstende spätestens alle 2 bis 3 Wochen gemäht werden müssten, um den Müll überhaupt sehen zu können. Im Leistungsheft sind jedoch nur zwei Mähdurchgänge pro Jahr für die Intensivbereiche (Bankette, Sichtfelder) und einer für die übrigen Bereiche vorgesehen. Wir bedauern, Ihnen keine für Sie positive Antwort geben zu können.