Zusätzliche Busfahrten im Kreis Düren

Ein Bericht aus dem AVV Beirat: Erstmals nach der Kommunalwahl hat der regionale Beirat des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) in Präsenz getagt. Die Beiräte beraten in den 4 Regionen (Stadt Aachen, Städteregion Aachen, Kreis Heinsberg und Kreis Düren) regional vor, was dann später in der Zweckverbandsversammlung für den ganzen AVV entschieden wird. Georg Schmitz (Grüne), Delegierter der Stadt Düren, wurde zum Vorsitzenden und Frau Dederichs von der Stadt Nideggen wurde zur Stellvertreterin gewählt.  (Link zu AVV Satzung und mehr)

Erstmals hat sich das Gremium eine kleine Geschäftsordnung gegeben. Abstimmen dürfen die Vertreter der Kommunen. Teilnehmen sollen zudem die vom Kreis in AVV Aufsichtsrat und Zweckverbandsversammlung entsandten Mitglieder.

In 2020 und 2021 hat ein Corona-Rettungsschirm des Bundes Fahrgeldausfälle in Höhe von rund 19Mio / Jahr im AVV ausgeglichen. Ob es 2022 einen solchen Rettungsschirm geben wird, ist noch ungewiss.

Schrittweise wird der E-Tarif in NRW und im AVV eingeführt, vermutlich schon ab 1.12.21 in einer ersten Stufe. Die Digitalisierung schreitet im ÖV voran und ist auch politisch stark gefordert. Deshalb treibt das Land dies auch mit finanzieller Förderung voran. 

Bisher haben wir den bekannten Zonentarif. Innerhalb einer Kommune kostet es Tarifstufe 1, in die Nachbarkommune Stufe 2, weiter dann 3 oder 4. Der neue E-Tarif ist ein Luftlinientarif. Dieser soll modern, einfach und v.a. gerecht sein und er wird innerhalb einer mehrjährigen Übergangszeit den Zonentarif ablösen. Man zahlt dann einen Grundpreis von 1.30 und einen Entfernungspreis von 0.25 je Kilometer. Auch wenn das E-Tarif heißt und man viele Nutzer*innen mit Handy erwartet, soll es auch immer eine Möglichkeit geben, den Luftlinientarif manuell, also an Automaten, Vorverkaufsstellen oder im Bus zu erwerben. Man hofft aber, dass immer mehr Menschen die bequem Digitallösung wählen werden.

Hinterlegt ist das Bestpreissystem. Was bedeutet das? Ein Beispiel. Ich fahre in die Stadt und zurück. Bis dahin sind es zwei Einzelfahrten. Jetzt fahre ich nachmittags spontan zu einem Kinobesuch nochmal den Weg. Das Hintergrundsystem merkt, wann ein Tagesticket günstiger wäre und berechnet automatisch den günstigeren Preis.
Und so ist es auch in der Summe aller Fahrten im Monat. Auch wenn ich vor Fahrtantritt noch nicht weiß, wie viel ich in dem Monat fahre, ich weiß immer, dass ich am Ende garantiert das günstigste Angebot abgebucht bekomme. Dieses Modell ist kundenfreundlich und soll mehr Menschen für den OV motivieren.     

Der neue Tarif wird ein wenig Gewinner und Verlierer schaffen.  In der Übergangsphase wird man sich genau als Kunde/Kundin anschauen, ob der Luftlinientarif günstiger ist, oder der alte Zonentarif – und sich logischer Weise für den günstigsten entscheiden. Damit die Leute trotzdem auf das neue Modell wechseln, wurde bereits früher ein sog. Preisdeckel beschlossen. Die Botschaft ist: Fahre E-Tarif, denn du zahlst niemals mehr als bisher – oft aber weniger.

Ein solcher Preisdeckel bringt natürlich Fahrgeldausfälle. Ein Gutachten geht von 6-7 Mio innerhalb der 5 jährigen Übergangsphase aus. Inzwischen wird auch eine schnellere Überführung diskutiert, z.B. nur 3 Jahre. 
Zur Finanzierung dieses Preisdeckels hat der AVV eine sehr moderate Preisanpassung bei einigen Ticketsparten vorgeschlagen. Alle Abokunden, einschließlich Jobtickets und Mobiltickets würden nicht angetastet, was etwa 80% der Kundinnen und Kunden ausmacht und was Grüne in der Region immer schon gefordert hatten. Aber bei den Gelegenheitskunden, die nur hin und wieder fahren und dann ein Einzelticket lösen, gäbe es nun Erhöhungen, z.B. 10 Cent in Preisstufe 1.

Diese Erhöhung wurde zunächst im Rathaus intern und dann auch im regionalen Beirat diskutiert. Georg Schmitz für die Stadt Düren und Andreas Krischer für die grüne Kreistagsfraktion haben gegen die Erhöhung argumentiert. Die Busse und Bahnen sind nur zu 70% der alten Werte gefüllt, wir müssen schauen, dass wir Vertrauen zurückgewinnen und die Menschen wieder in den ÖV holen. 
Eine Erhöhung, auch wenn es nur 10 Cent innerhalb einer Gemeinde sind, wäre das falsche Signal. Gefordert wurde ein Moratorium, ein Jahr ohne Preiserhöhung.

Wenn es keine Preiserhöhung gäbe und alle anderen Annahmen würden sich sonst bestätigen, müsste der Kreis Düren über den Kreishaushalt vermutlich einmalig 300.000 für die Deckelung des E-Tarifs bereitstellen.

Die AVV Geschäftsführung hat argumentiert, man möge den vorgeschlagenen Weg mitgehen, da es v.a. um Qualität und Quantität der Angebote gehe und der Preis beim Einzelticket nicht das entscheidende sei.
Aus der benachbarten Städteregion Aachen hörten wir Argumente, vom Hochwasser betroffene Kommunen wie Eschweiler und Stolberg könnten keinen Cent Mehrbelastung verkraften und um Beschluss des AVV Vorschlages bitten. 

In der Diskussion haben sich die Vertreter aus Jülich, Merzenich und Linnich auf die Seite der Stadt Düren gestellt, das Ergebnis war mit 4 zu 7 jedoch, dass die Vorlage mehrheitlich angenommen wurde. Die Chancen, dass die Zweckverbandsversammlung Ende November die Tarifsteigerung ablehnt, sind dadurch kleiner geworden. Erstmals seit Jahren wurde die Steigerung aber formell in Frage gestellt und es war ein politisches Signal.

Nun wird eine Resolution erarbeitet, mit der Bund und Land aufgefordert werden, die Finanzierung des ÖPNV auf eine solide Grundlage zu stellen. Neben den Nutzern des ÖV und den kommunalen Haushalten muss es eine dritte Säule geben, in die finanzielle Beiträge anderer Nutznießer oder andere Querfinanzierungen fließen müssen. Die Ideen dazu sind aber noch konkret zu entwickeln. 

Bezüglich des Cityticket XL der Stadt Düren wurde vereinbart, zweispurig zu fahren. Der Vertragstext soll die finanzielle Höchstgrenze einer städtischen Bezuschussung bei 430.000Euro festschreiben und beim Preis soll es so sein, dass der auf 1.50 bleibt, falls die allgemeine AVV Tariferhöhung nicht kommt und auf 1.60 ansteigen würde, wenn die Tariferhöhung beschlossen wird.
Das Erfolgsmodell Cityticket XL Düren kann also fortgeführt werden.

Wenn demnächst eine Preisstufe 1 üblicherweise 2.90 kostet und das Cityticket XL 1.60, bleibt bei große Preisvorteil in Höhe von 1.30Euro bestehen. Für das zusätzliche finanzielle Engagement der Stadt Düren für den ÖPNV gab es schon an vielen Stellen Lob. Erwähnt sei aber auch das Engagement der Gemeinde Merzenich, die in kleinerem Umfang auch extra Finanzmittel bereitstellt und ermäßigte Tickets an die Bürger*innen abgibt.

Sehr erfreulich ist, dass zeitgleich aber auch eine Ausweitung der Verkehre um 270.000 Wagenkilometer beschlossen wurde – davon 30.000 Wagenkilometer in der Stadt Düren. Samstags wird der Busverkehr auf vielen Linien bis 19Uhr verlängert bzw. verdichtet, um den geänderten Realitäten zu entsprechen. Bisher war es oft so, dass man grade samstags gut in die Stadt, aber kaum noch nachmittags nach Hause kam.
Man kann also sagen, Einzeltickets werden vermutlich etwas teurer, aber dafür gibt es ganz klar auch bessere Leistungen und v.a. werden die treuen Abokunden nicht belastet. Wichtig: Benzin, Gas, Strom, Lebensmittel, alles wird deutlich teurer – das Abo aber nicht! Im Vergleich zum PKW wird das Abo im Moment deutlich attraktiver.

Ein letzter Punkt noch aus den Berichten: Es gibt ein bisher sehr unbekanntes, aber tolles Projekt, das Jobticket Split. Arbeitsgeber zahlen dabei für jede Person im Unternehmen pauschal eine gewisse Summe, die der Arbeitgeber selbst aus einer Tabelle auswählen kann.  Dann bekommen alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, ein stark vergünstigtes Jobticket zu erwerben, z.B. eine Monats -Netzkarte AVV für 30,40 oder 50,- – aber es gibt keinerlei Verpflichtung, dies zu tun. Ich möchte Ihnen dieses tolle und noch recht unbekannte Jobticket – Modell ans Herz legen und sie bitten, im Umfeld, v.a. bei Firmen dazu zu berichten.

Weitere Links: Digitaler Verbundbericht 2020

AVV Verbundgebiet

Übersicht der Organisation des AVV

Update 9.12.: ÖPNV in der Kreisstadt: City-Ticket XL in Düren wird etwas teurer (aachener-zeitung.de)