Video B399n

Eine große neue Straße mitten durch Düren ist eines der größten Themen im Wahlkampf. In Video und Text erläutern wir euch die Zusammenhänge.

Seit dem Ende der 1960er Jahre wird die sog. „Nordumgehung“ Düren (zunächst als 264n, heute als B399n) geplant: eine neue Bundesstraße quer durch Düren. Sie sollte eine Entlastung der Innenstadt bringen, aber ihr Nutzen ist heute noch fragwürdiger als damals schon. Nicht ohne Grund zieht sich die Planung schon Jahrzehnte hin. Nun hat die Bundesregierung allerdings entschieden, dass die Straße mit Geldern aus dem Strukturwandeltopf, der unserer Region zusteht, bezahlt werden soll. Damit rückt eine Umsetzung dieses Mamut-Projekts plötzlich näher.

Ein Überblick über den Verlauf

Wo soll die Straße gebaut werden?
Die Straße soll von der B56 (Schoellerstraße) nördlich der Bahnbrücke abgehen und parallel zur heutigen Eisenbahnstraße über das aktuell wenig genutzte Gelände der Bahn und den dortigen Parkplatz gehen. Allerdings gibt es auch große Pläne, dass Rurtalbahn und Rurtalbus ihre neue Werkstatt mit Wasserstofftankstelle etc. dort bauen wollen. Jeder Meter Platz mehr ist eine Option für die Zukunft, in der Bahn – und Busverkehr ja ausgeweitet werden sollen.
Vor dem Bahnhofsausgang entsteht eine neue Kreuzung (auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof), wo die Straße auf die bestehende Eisenbahnstraße und damit auf die Fritz-Erler-Straße geführt wird. Am Kino vorbei soll sie geradeaus bis zum Wertstoffhof des DSB gehen. Ab hier wird wieder neu gebaut: quer über das DSB-Gelände über die Rurstraße, an den Schrebergärten vorbei durch den Wald. Über die Rur ist eine neue Brücke geplant. Hinter der Rur soll die Straße an der Westkampfbahn vorbei an der Bahnlinie entlang gebaut werden. Dabei geht’s eng am Haus für Gürzenich vorbei und auf Höhe des Badesees soll wieder eine neue Kreuzung entstehen, wo der Verkehr auf die bestehende B264 geleitet werden soll (dort, wo heute die Behelfsbrücke über die Bahn steht).

Was spricht gegen die Straße?
Urspünglicher Zweck der Straße war u.a. den LKW-Verkehr aus dem Westen von Düren (Mariaweiler, Gürzenich, Derichsweiler bis Langerwehe) zur Autobahn zu leiten ohne durch die Dürener Innenstadt zu müssen. Seitdem es die Autobahnauffahrt in Langerwehe gibt, können alle LKW diese Auffahrt nehmen ohne durch irgendeinen engen Ort zu müssen.
Außerdem übernimmt der Bund nur einen Teil der Gesamtkosten von vermutlich über 30 Mio. Euro. Über 7 Mio. Euro soll die Stadt Düren selber zahlen. Wir sind der Überzeugung, das Geld ist an anderen Stellen deutlich besser angelegt!
Sowohl für die Anwohnerinnen in Düren-Nord als auch in Gürzenich bedeutet eine neue Bundesstraße, die z.T. vierspurig werden soll und wo teilweise 70 gefahren werden darf, eine erhebliche Lärm- und Abgasbelastung.
Für die Straße sollen insgesamt 11,5ha Fläche bebaut werden – ein Großteil davon direkt an der Innenstadt. An der Bahn oder auf dem DSB-Gelände könnte statt der Straße attraktiver innenstadtnaher Wohnraum entstehen!
Der Dürener Badesee bedeutet für vielen Dürener*innen Erholung pur. Mit einer neuen Bundesstraße direkt am Badesee steigt auch hier die Lärmbelastung – so geht keine Erholung. Wertvoller Baumbestand würde entfallen und der Seerundweg unattraktiv.
Seit Jahren bemüht sich die Politik um eine bessere Einbindung der Bevölkerung in Düren-Nord in das Stadtleben. Mit der B399n wird Düren-Nord vom Rest der Stadt noch mehr abgeschnitten.
Die Rur und ihre Rurauen sind aus gutem Grund seit Jahrzehnten Naturschutzgebiet. Ein einmaliges Ökosystem mitten in Düren. Eine Straße quer dadurch mit einer neuen Brücke über die Rur kostet nicht nur vielen Tieren & Pflanzen ihren Lebensraum, sondern durchschneidet auch noch unwiderruflich dieses Ökosystem.
Die Planung der Straße ist aktuell noch nicht abgeschlossen und wird auch eine mehrjährige Bauzeit benötigen. Vor 2030 ist daher nicht mit einer Fertigstellung zu rechnen. Wir möchten die Flächen lieber jetzt entwickeln und nicht noch 10 Jahre unnötig auf eine Straße warten, die wir nicht brauchen.

Was spricht überhaupt für die Straße?
Die anderen Parteien, z.B. CDU & SPD, die eine Umsetzung der Straße in ihren Kommunalwahlprogrammen oder Gesprächen fordern und dafür gesorgt haben, dass die Straße nun aus Strukturwandelgeldern bezahlt werden soll, argumentieren insbesondere mit der Anbindung der Gewerbegebiete Paradiesbenden / Glashütte, Nickepütz (am Badesee) und der Industrie in Mariaweiler.
Paradiesbenden / Glashütte ist schon heute über die Fritz-Erler- und die Eisenbahnstraße zur Autobahn hin angebunden und die . Da die Wegführung der neuen Bundesstraße entlang dieser Straßen verlaufen soll, ändert sich an der Anbindung wenig bis gar nichts. Kleinere Optimierungen zur Anbindung an Kreuzungen etc. kann die Stadt auch selber vornehmen.
Darüber hinaus wird mit einer Entlastung des Verkehrs in der Tivoli- und Valentiennerstr. argumentiert. Eine neue Straße würde Verkehrsbelastung ja nur verlagern (zu den Anwohner*innen von Gürzenich und Düren-Nord) statt sie zu lösen. Wir wollen mit einer Politik der Verkehrswende Fahrten reduzieren, soweit möglich auf andere Verkehrsarten umlegen (Mehr Rad statt Auto) und leise und abgasarme Fahrzeuge fördern. Wir brauchen dazu Logistikkonzepte und bessere Radwege, um den motorisierten Verkehr ingesamt zu reduzieren.

Wir fordern die Stadtrat Düren daher auf, keine städtischen Flächen und Haushaltsmittel bereitzustellen, sondern stattdessen nach guten Alternativen für die Nutzung der Flächen zu suchen. Link zu früherem Beitrag Einige weitere Pläne im Detail:

In Derichsweiler würde die Straße nördlich der Bahn und der heutigen Straße beginnen – da ist heute alles Wald und ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Am Haus für Gürzenich
Mariaweiler Straße (am Stadion)
Kreuzung Veldener Straße (am Kino)
In Derichsweiler am Beginn der zukünftigen Trasse