Kreis bis 2035 klimaneutral

Blick in die Zeitung: Schwarz-grüner Plan: 1000 Dächer, 1000 Bäume und mehr als 120 Projekte, um Kohlendioxidausstoß zu verringern. (Von VOLKER UERLINGS in den Dürener Nachrichten)

Der Kreis Düren macht sich auf den Weg, bis zum Jahr 2035 rechnerisch die Klimaneutralität zu erreichen. Die Kreisverwaltung soll das schon bis 2025 schaffen. Das Ziel der schwarz-grünen Mehrheit im Kreistag und Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) klingt ambitioniert und sieht ein Maßnahmenpaket mit mehr als 120 Einzelprojekten vor, von denen auch Privathaushalte profitieren.

So wird das im Jahr 2019 überzeichnete 1000-Dächer-Programm zur Ausweitung der Solarstromerzeugung neu aufgelegt und ausgeweitet. Auch ein 1000-Bäume-Programm gehört zum Projektkatalog, der sich aber bei weitem nicht nur auf Symbolpolitik beschränkt. Die beiden Mehrheitsfraktionen wollen am Dienstag, 23. Juni, bei der Entscheidung im Kreistag neben einem Sofortprogramm eben auch langfristig die Grundlagen legen, damit sowohl die Immobilien des Kreises als auch der Öffentliche Personen-Nahverkehr klimaschonend und nachhaltig umgerüstet wird. Das sagten die Fraktionschefs Karl Schavier (CDU) und Bruno Voß (Bündnisgrüne) sowie Landrat Wolfgang Spelthahn am Freitag.

Ein Blick auf die Verbrauchszahlen der Vergangenheit zeigt schnell, an welchen Stellschrauben sinnvoller Weise gedreht werden muss. 2017 hat der Kreis für seine Liegenschaften 5,4 Millionen Kilowattstunden Gas und knapp drei Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht – daneben rund 207.000 Liter an Kraftstoffen. „Die Heizung ist ein Schlüssel zu allem“, folgert Wolfgang Spelthahn und will mit seiner Verwaltung und dem Klimaschutzmanager nun Optimierungen der Heiztechnik und das Einbauen neuer Fenster auf den Weg bringen.

Dieser Logik folgend wird das 1000-Dächer-Programm ab Juli neben dem Bau von Photovoltaikanlagen und dem Nachrüsten von Batteriespeichern (bei Altanlagen) auch den Bau solarthermischer Systeme und energieeffiziente Sanierungen unterstützen. Bei der Solarthermie wird Sonnenlicht als Wärmelieferant genutzt, der Heizungen unterstützt und Wasser temperiert. Wie im Jahr 2019 soll es 1000-mal 1000 Euro Zuschuss geben. Die genauen Modalitäten und Ansprechpartner werden nach der Verabschiedung im Kreistag noch veröffentlicht.

„Die Verwaltung selbst schafft nur noch Fahrzeuge an, die mit regenerativen Energien betrieben werden.“ (Wolfgang Spelthahn, Landrat)

Schavier, Voß und Spelthahn sehen dieses Programm auch als Wirtschaftsförderung. Im vergangenen Jahr sei mit einer Million Euro aus dem Kreishaushalt ein Gesamtinvest von mehr als 16 Millionen Euro bei regionalen Fachfirmen ausgelöst worden. Bei den 1,1 Millionen Euro, die das Sofortpaket Klimaneutralität kostet, hofft der Landrat sogar auf 20 Millionen Euro, die in die Wirtschaft fließen.

Bei der Aktion 1000-mal 1000 Bäume erhalten Einrichtungen wie Schulen, aber auch Bürger bis zu fünf Laubbäume kostenlos, die sie pflanzen und pflegen können. „Das wird segensreiche Auswirkungen in 20 bis 30 Jahren haben“, ist Grünen-Fraktionschef Bruno Voß überzeugt. Das Sofortprogramm hilft zudem bei der Anschaffung von „Insektenhotels“, die von den Rurtalwerkstätten hergestellt werden, gibt aber auch Zuschüsse beim Kauf von elektrisch betriebenen Lasten-Fahrrädern.

Die allein werden in den Innenstädten und engen Ortskernen noch keine Wende bewirken, aber in kleinem Rahmen Entlastung schaffen. Im Großen sollen das der ÖPNV mit den Unternehmen Rurtal-Bus und Rurtal-Bahn sowie die Fahrzeugflotte des Kreises leisten. „Die Verwaltung selbst schafft nur noch Fahrzeuge an, die mit regenerativen Energien betrieben werden“, kündigte der Landrat an. Elektrobusse und mit Wasserstoff betriebene Züge sind bestellt beziehungsweise beantragt. Fünf Wasserstofftankstellen sollen Schritt für Schritt in Düren (Bahnhof und Gewerbegebiet Großes Tal), in Langerwehe, Jülich und in der Gemeinde Titz entstehen.

Wasserstofftankstelle

Karl Schavier, Bruno Voß und Wolfgang Spelthahn sehen bei der Nutzung des Jobtickets und günstigen Preisen von Bus- und Bahnfahrten auch noch Luft nach oben, um viele Fahrten zu vermeiden, die das Klimagas Kohlendioxid in die Atmosphäre pusten.

Aus der Summe vieler Schritte wollen Kreisverwaltung und Kreis letztlich Jahr für Jahr ihren CO2-Fußabdruck immer weiter verringern, bis – rechnerisch – die Klimaneutralität erreicht wird in den Jahren 2025 und 2035. Auf dem Weg dahin soll dieses Vorbild viele Menschen mitnehmen und begeistern, denn es geht Wolfgang Spelthahn nicht „um den erhobenen Zeigefinger“. Der Landrat ließ keinen Zweifel daran, dass ihn auch neue Technik begeistert – wie die ersten Erfahrungen mit den beiden Fahrzeugen des Kreises, die mit Wasserstoff angetrieben werden: „Von den Fahreigenschaften und der Reichweite mit jedem Verbrennungsantrieb vergleichbar!“

Anreize zum einen, zum anderen aber auch kompetente Ratschläge für die Bürgerschaft sollen bei allen Maßnahmen des Kreises mit dem Paket einhergehen, das die Klimaneutralität auf dem Papier schafft. Auf diese Weise erhoffen sich Schwarz-Grün im Kreishaus eine Art Schneeballeffekt. Die kalte Kugel wäre in diesem Fall kein Signal für den Klimawandel, sondern Symbol fürs Gegensteuern.