Fehlplanung eines Tunnels unter der B56

Wir berichten über eine Pressemitteilung der Bürgerinitiative Pro Rad Düren, deren Inhalt wir inhaltlich voll und ganz teilen. Die B56n erweist sich aus Radfahrersicht immer mehr als Fehlplanung aus längst vergangenen Zeiten. Momentan steht ein neuer Tunnel unter der B56n für Fußgänger und Radfahrer im Fokus, ganz besonders, weil dieser viel zu schmal und unübersichtlich geplant ist.
Aus der Pressemitteilung: Wir erinnern daran, dass bezüglich der Kreuzung mit der Kölner Landstraße und der unterbrochenen Radroute zwischen Girbelsrath und Düren bereits im Sommer 2018 deutliche Kritik seitens ProRad geübt wurde. Nach den ersten Kontakten zu Straßen NRW im letzten Sommer kam es diese Woche zu einem weiteren Treffen am Arnoldsweilerweg bezüglich der Radroute zwischen Arnoldsweiler und dem Dürener Zentrum. Der Arnoldsweilerweg wird zukünftig auf beiden Seiten der neuen Straße zur Sackgasse und es gibt nur noch einen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer. Das Bild oben zeigt die Rurtalbahnstrecke und den danebenliegenden Tunnel unter der neuen B56n.

„Erst jetzt wurde uns bekannt, dass der Tunnel laut Planunterlagen in beiden Richtungen für Fußgänger und Radfahrer gemeinsam genutzt und inklusive Puffer zur Wand nur 3,10 Meter breit werden wird. Die Zufahrten werden sogar noch enger, nur 2,50 Meter sind dort vorgesehen“, so Rob Maris von ProRad. „Vor Ort haben wir deutlich Widerspruch angemeldet, aber es hieß, es seien keine Änderungen mehr möglich, weil der Auftrag bereits vergeben sei“. Andererseits wurde mitgeteilt, dass sich die Fertigstellung nun nochmal verzögere, von Ende 2020 nach 2021.
Tanja Malchow dazu: „ProRad kann sich nicht vorstellen, dass die absolute Fehlplanung in diesem längeren Zeitraum nicht mehr geändert werden kann. Es geht immerhin um einen Zustand, der für Jahrzehnte Bestand haben wird“.

Die Fakten:

Für Radfahrende ist der Tunnel in dieser Form aus folgenden Gründen absolut inakzeptabel:

  • Die Breite ist völlig unzureichend. Gerade wegen der Erwartung, dass einfahrende Radfahrer aufgrund des Gefälles in den Zufahrten beschleunigen werden, ist ein separater Fußweg unabdingbar!
  • Die Breite der B56n in diesem Bereich lässt darauf schließen, dass die Planer die Verkehrsentwicklung in den kommenden Jahrzehnten mitberücksichtigt haben. Derlei Überlegungen haben analog für den Radverkehr überhaupt nicht stattgefunden!
    Was ist, wenn in den nächsten Jahren von Arnoldsweiler in die Innenstadt deutlich mehr Radverkehr entsteht – was ja schon heute abzusehen ist?
  • Die Zufahrten des Tunnels sind jeweils als Bogen ausgelegt, so dass Zusammenstöße dadurch noch wahrscheinlicher werden.
  • Der Aspekt der sozialen Unsicherheit eines so engen Tunnels ist nicht zu vernachlässigen.

Rob Maris schlussfolgert: „Nichts ist unmöglich. Wenn alle Beteiligten die Probleme anerkennen, könnten einvernehmlich sicher noch kurzfristige Korrekturen möglich sein. Klar, das kostet etwas Geld – ist aber allemal besser, als sehenden Auges etwas Falsches zu bauen“.

Weitere Punkte

ProRad wird auch das Gespräch mit der Stadt suchen, damit weitere Bedingungen für eine sichere Radroute von und nach Arnoldsweiler erfüllt werden. In erster Linie sind das die überquerungsfreie Führung des Zweirichtungsradwegs aus Arnoldsweiler her in die neue Sackgasse und die Überquerung der demnächst ruhigeren Schoellerstraße. Es geht da nicht nur um Sicherheit, sondern auch um eine intuitive Führung.
An Letzterem hapert es hier sehr deutlich. Ferner haben wir im Blick, dass die Arnoldsweilerstraße – auch Zubringer für Menschen aus Grüngürtel und Merzenich – zu den Schulen und zur Südseite des Bahnhofes im Rahmen der Einzelplanungen des Masterplanes wirklich radfreundlich gestaltet werden. Wir können es nicht oft genug wiederholen: Radfahrende wollen eine einladende Infrastruktur, auf der sie sich auch sicher fühlen.

Und in Arnoldsweiler selbst wollen wir erreichen, dass der bestehende Zweirichtungsradweg gründlich erneuert wird. Zum größten Teil ist die Breite dort ausreichend; an einigen Abschnitten müsste noch optimiert werden. Das Ziel von sicheren Radradialverbindungen zwischen den umliegenden Orten und Düren ist für ProRad ein vordringliches Ziel. Da darf es keine ernsten Problemstellen geben, weil die Annahme einer Route stark von solchen Faktoren abhängig ist. Auch daher ist eine Lösung der Tunnelfrage ein absolutes, unabdingbares Muss.

Die Draufsicht, wo die B56n den Arnoldsweilerweg kreuzt
Einmündung: Heerweg kommt von links auf den Arnoldsweilerweg

Exkurs: Lernen von anderen: ProRad ist im Internet auf der Suche nach Radtunnellösungen in den Niederlanden fündig geworden, in der Annahme, dass man dort einen Erfahrungsvorsprung hat. Wir fanden ein Dokument einer Stadt in der Nähe von Eindhoven, der von den Tunnellösungen der Stadt Zwolle lernen wollte. In diesem Dokument finden sich einleuchtende Argumente für eine sichere Tunnelgestaltung. Dieses Lernen wollen zeichnet eine gute Grundhaltung aus. In „Vorzeigeland“ NRW (so der Tenor einiger Verkehrsminister im Laufe der Zeit) scheint es eher so zu sein, dass man gar nicht über die Grenze blickt. Die Stadt Zwolle hat eine langjährige Erfahrung mit Rad- und Fußverkehrsunterführungen. Man weiß inzwischen sehr genau, was an solchen Tunneln falsch ist. Zum Beispiel einen simplen rechteckigen Tunnelquerschnitt. Genau diese Form soll nun zur Anwendung kommen. Punktweise:

  • Optisch verkürzen, indem Tageslicht von der obenliegenden Straße in den Tunnel fallen kann, und zwar vom üblichen Trennbereich zwischen beiden Fahrtrichtungen.
  • Ein Fußweg muss separat vorhanden sein.
  • Gute und robuste Beleuchtung. In diesem Zusammenhang drückt ProRad sein Unverständnis darüber aus, dass Beleuchtung grundsätzlich Stadtangelegenheit ist, auch bei einem Projekt des Bundes. Diese Sachlage führt allzu leicht zu gar keinen Lösungen, oder zu Lösungen die nicht im Design des Bauwerkes integriert sind. Letzteres spielt jedoch eine sehr wichtige Rolle bei der Attraktivität und dem Sicherheitsgefühl in einem Tunnel!
  • Schließlich wird eine etwas gewölbte Decke empfohlen
Verbindung zwischen dem Zweirichtungsradweg und der „neuen“ Sackgasse.