Weichen sind gestellt

Fahrradklima in Düren kaum verbessert – aber die Weichen sind richtig gestellt!

von Georg Schmitz

Das Fahrrad ist das Verkehrsmittel der Zukunft – mit dem meisten Wachstumspotenzial und der größten Klimafreundlichkeit. Der diese Woche vorgestellte Fahrradklima-Test des ADFC zeigt, wie beliebt das Fahrrad ist und welche Ansprüche die Bürgerinnen und Bürger zu Recht an die Fahrradfreundlichkeit haben. Insgesamt geht ein Drittel aller Auszeichnungen nach NRW. Doch neben Licht gibt es auch Schatten. Deutlich wird, dass es konsequenter und breiter politischer Unterstützung auf allen Ebenen bedarf, um den klimafreundlichen und gesundheitsfördernden Radverkehr voranzubringen.

Während die Bundesregierung den Radverkehr ziemlich vernachlässigt, hat die rot-grüne Landesregierung auf Radschnellwege, den Radwegebau an Landstraßen und die Unterstützung der Kommunen bei fahrradfreundlichen Vorhaben gesetzt. Ich hoffe, dass die zukünftige Landesregierung sich der Bedeutung des Themas bewusst ist. Klar ist: Verkehrspolitische und städtebauliche Gewinner der Zukunft werden diejenigen Städte und Gemeinden sein, die bereits heute konsequent auf einen modernen Mobilitätsmix mit einem wachsenden Radverkehrsanteil umsteuern. Dabei spielt das Fahrrad neben Carsharing, Bus, Bahn und Zug eine entscheidende Rolle.

Wer nachlesen will, wie Düren abgeschnitten hat, findet die Ergebnisse des aktuellen Fahrradklima-Tests hier: http://www.fahrradklima-test.de.

Als Ortsverbandssprecher möchte ich bezüglich der lokalen Ergebnisse für Düren gerne etwas in die Tiefe gehen:   Nach der Kommunalwahl haben wir Grüne mit Unterstützung unserer Koalitionspartner schon viele wichtige gute Beschlüsse erreichen können, die nachfolgend unten noch aufgeführt werden. Die wichtigste, aber wenig bekannte Entscheidung ist das Klimaschutzteilkonzept Mobilität. Darin steht als Handlungsleitfaden festgeschrieben, wie die Stadt Düren in Zukunft klimafreundliche Mobilität erreichen will und was konkret zu tun ist. Die Umsetzung der Maßnahmen wurde begonnen, aber das dauert leider alles seine Zeit.  Wir sind oft auch unzufrieden, dass es nicht schneller geht.

Aber meistens gibt es gute Gründe dafür. Viele Maßnahmen – wie z.B. Markierung von Schutzstreifen – haben sich z.B. um ein Jahr verzögert, weil ich entdeckt hatte, dass Bundeszuschüsse in Höhe von 50% möglich sind und wir so den Haushalt deutlich entlasten konnten. Manchmal hängt es an fehlendem Personal oder Arbeitsüberlastung. Deshalb wurden ein Klimaschutzmanager eingestellt und außerdem eine halbe Stelle bei der unteren Straßenverkehrsbehörde im Haushalt geschaffen.  Ein zusätzlicher Bauleiter soll sicherstellen, dass Beschlüsse (v.a. zum Masterplan) auch ausgeführt werden können.

Dass der Fahrradklimatest Düren als wenig fahrradfreundlich ausweist, deckt sich mit meiner eigenen Wahrnehmung: Heute ist es noch nicht sehr angenehm – aber wir haben die richtigen Weichen gestellt! Wenn die Beschlüsse umgesetzt sind, wird Düren eine deutlich fahrradfreundlichere Stadt sein – dessen bin ich mir sicher. Beim Fahrradklimatest wurde positiv bewertet, dass man relativ zügig ans Ziel gelangt und dass Auswärtige dabei von einer guten Radwegweisung profitieren. Es gibt vergleichsweise wenige Konflikte mit Fußgängern.
Negativ wurde v.a. bewertet, dass Rad fahren nicht als sicher empfunden wurde und nicht den Spass macht, den es eigentlich machen sollte. Mangelhafte Führung an Baustellen und schlechte Kontrolle von Parkverstößen sind die wichtigsten Kritikpunkte. Eher am Rande relevant ist, dass man in Düren fast kein Rad leihen kann, z.B. für Besucherinnen und Besucher. Das Fahrradparkhaus hat sehr eingeschränkte Öffnungszeiten und ansonsten ist auch mir kein öffentlicher Verleih bekannt. Nur das neue Hotel Einhorn in Birgel wirbt ganz aktuell mit Rädern für Hotelgäste.

Der wichtigste Beitrag zur Attraktivitätssteigerung wäre kurzfristig eine stärkere Kontrolle von Falschparkern durchs Ordnungsamt.

Auch hierzu haben wir Vorschläge gemacht und werden zeitnah Gespräche dazu führen. Z.B. haben wir vorgeschlagen, Fahrradstreifen einzuführen, denn wer selbst auf dem Rad sitzt, hat einen ganz anderen Blick für die Prioritäten bei der Verkehrsraumüberwachung.

Wir Grüne werden uns weiter und mit aller Energie für eine umwelt – und klimaschonende Mobilität in Düren einsetzen. Fahrverbote, wie sie durch hohe Schadstoffbelastungen in vielen Städten drohen, können nur durch gute Angebote bei den Alternativen verhindert werden.  Faule Kompromisse werden wir noch stärker als bisher deutlich machen und auch innerhalb unserer Koalition für den Radverkehr engagiert kämpfen.

Beitragsbild oben: Abstellanlage an der Post (Kölntorplatz, neben Gaststätte Postillion)
Bild im Text: Neue fahrradfreundliche Ampelschaltung Monschauer Straße / Ecke Bahnstraße
Bild unten: OV Sprecher Georg Schmitz, Fürsprecher für den Radverkehr im Dürener Rat

Was haben wir u.a. angestoßen?
Schutzstreifen wird es nun in Kürze in der Bahnstraße / Valencienner Straße und Aufstellflächen im gesamten Kreuzungsbereich geben. Schutzstreifen und Aufstellflächen an der Kreuzauer Straße in Niederau sind bereits realisiert. In der Kölnstraße wird es einen Schutzstreifen (erstmals mit Sicherheitstrennstreifen) bergauf geben, da man bergab mit dem Verkehr „mitschwimmen“ kann. Die Markierungen werden in diesen Tagen aufgebracht (Foto!)  Die weitestgehende Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht ist weiter Konsens mit der Verwaltung. Hier hakt die weitere Umsetzung noch an Detailfragen (v.a. bezüglich der Ampelsteuerungen) – aber dies sollte 2017 alles erledigt werden.

Ziel der AmpelPlus Koalition ist eine deutliche Steigerung des Radverkehrsanteils in Düren und die Anerkennung als „Fahrradfreundliche Stadt“. Da dazu zahlreiche Änderungen nötig sind, haben wir begonnen, alle Mängel und Änderungsvorschläge detailliert mittels Bildern zu sammeln und werden diese nach und nach ggf. auch als Anträge formulieren. Erste Anträgen wurden gestellt und wir sind ständig mit dem Tiefbauamt im Gespräch. So gab es einen Antrag zur mangelhaften Baustellensicherung, sowie einen Antrag zur Anschaffung von Diensträdern allgemein und zur Möglichkeit der Gehaltsumwandlung. Projekte wie z.B. von Lease-Rad oder Eurorad lässt der ÖTV Tarifvertrag derzeit nicht vor. Hier soll sich die Stadt Düren bei Verdi und Arbeitgeberverband um eine Tariföffnung bemühen. Ein weiterer Antrag bezieht sich spezielle auf Diensträder fürs Ordnungsamt. Wenn Kontrollkräfte auf dem Rad unterwegs sind, erwarten wir einen ganz anderen Blick auf Verkehrsverstöße und versprechen uns dadurch Verbesserungen für den Radverkehr.

In der wichtigen Relation Düren – Jülich war ein Radschnellweg geplant, der aber derzeit nicht realisiert werden kann. Wir haben einen kurzen, nicht geteerten Abschnitt des Wirtschaftsweg nach Huchem-Stammeln befestigen lassen, um eine verkehrsarme Route nach Jülich attraktiver zu machen.
Befahrbare Sackgassen werden alle mit Aufklebern oder Schildern markiert und Fahren gegen die Einbahnstraße wird überall gestattet, wo es machbar ist. Ein Bürgerantrag bezüglich einer extra Radfahrersignalisierung an der Monschauer Straße /Ecke Bahnstraße (Foto oben) wurde umgesetzt.
Ein großes und wichtiges Thema ist die von mir initiierte Einrichtung einer Mobilitäts – und Tourismuszentrale. An optimaler Stelle in der City gibt es zukünftig eine umfassende und verkehrsmittelunabhängige Beratung. Abstellmöglichkeiten für Fahrräder wurden optimiert.

Eine „Klammer“ um diese ganzen Aktivitäten ist für die Zukunft das Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität“, mit dem ein ganz anderes Mobilitätsmanagement möglich werden soll. Dazu gehören auch die – bereits installierten – neuen Fahrradständer für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Ideen soll sich die Stadt im „Netzwerk verkehrssicheres NRW“ holen. Der Beitritt ist vollzogen. Darüber hinaus kümmern wir uns ständig um akute Mängel wie Glas auf Radwegen, Hindernisse, störende Motorräder an Fahrradständern, defekte Beleuchtungen und Ampeln u.v.m.!

Wir werden den Radverkehr in Düren voranbringen – und das in enger Abstimmung mit den Umwelt- und Verkehrsinitiativen. Uns geht es um die feste Verankerung des Fahrrades im städtischen Denken und Handeln!

Links: https://gruene-dueren.de/2017/01/verbesserungen-fuer-den-radverkehr-sachstand_10312.html

https://gruene-dueren.de/2016/10/radverkehrsfoerderung-in-dueren_10001.html

https://gruene-dueren.de/2016/09/jobrad-konzept_9885.html u.v.m. hier auf unseren Seiten.