Aus für Gemeinschaftsprojekt

Nun steht es fest: Die Gemeinde Langerwehe will mit der Stadt Düren kein gemeinsames Gewerbegebiet entwickeln. Wir stellen hier den Text der Dürener Nachrichten bereit und einen ersten Kommentar von uns.
9.7.2016: Obwohl die Töpfergemeinde mehr als ein Jahr das Ziel verfolgte, mit der Rurstadt am liebsten 110 Hektar entlang des neuen Autobahnzubringers zur A 4 zu vermarkten, entschied der Rat in einer nicht-öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend, die auf Langerweher Gebiet liegenden potenziellen Gewerbeflächen mit einem oder mehreren anderen Partnern zu entwickeln. In der Stadt Düren hat diese Entscheidung schon im Vorfeld für Erstaunen und Unverständnis gesorgt. „Das ist mir rätselhaft, ich habe keine Erklärung“, sagte gestern die SPD-Landtagsabgeordnete Liesel Koschorreck. Die frühere Dürener Parteichefin sagte, sie habe ihr Unverständnis auch gegenüber ihrem Langerweher Landtags- und Parteikollegen Peter Münstermann ausgedrückt – jedoch ohne Erfolg.

Langerwehes Bürgermeister Heinrich Göbbels nannte gestern als Gründe für die Kehrtwende unterschiedliche Auffassungen mit Blick auf sogenannte Windkraftkonzentrations- und Ausgleichsflächen sowie die Vermarktung des Gebietes. Langerwehe will im geplanten Gewerbegebiet Raum für drei große Windräder zur Verfügung stellen. Die Stadt Düren ist gegen diesen Plan und hatte angeboten, auf ihrem Gebiet Land für Langerweher Windräder anzubieten. Göbbels befürchtet, dass dieses seltene Verfahren bis zu einer Genehmigung durch die Bezirksregierung zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Langerwehe brauche diese Flächen schnell, da sich im kommenden Jahr gesetzliche Voraussetzungen für den Betrieb solcher Anlagen änderten.

Der Bürgermeister zweifelt überdies an, dass die Stadt Düren ausreichende Ausgleichsflächen bereithalten könnte. „Uns sind bisher keine präsentiert worden“, sagt er. Kommunen, die Gewerbeland ausweisen wollen, müssen an anderer Stelle Flächen einbringen, dass kein Gewerbeland ist. Das Land will das so, um nicht zu viel Boden zu verbrauchen. Göbbels kritisierte gestern zudem, dass die Stadt Düren, der von den potenziellen Flächen in Langerwehe nichts gehört, alleine vermarkten will und laut Göbbels an Einnahmen aus der Grundsteuer B zu 60 Prozent partizipieren wolle. Langerwehe werde nun nach neuen Partnern suchen. Im Gespräch ist RWE. Der Konzern besitzt neun Hektar der fraglichen Gewerbeflächen. Zu weiteren Partnern wollte sich der Bürgermeister gestern nicht äußern.

Fakt ist, dass Langerwehe selbst Ausgleichsflächen einbringen müsste – oder eben im Zusammenspiel mit Partnern. Beobachter gehen davon aus, dass der Energiekonzern RWE eigenes Land einbringen könnte, womöglich auch an Langerwehe angrenzende Kommunen, die dem Indeland zuzurechnen sind.

Warum die Töpferkommune gerade jetzt von dem Vorhaben abgerückt ist, mit Düren ein gemeinsames Gewerbegebiet zu entwickeln, bleibt nach offizieller Lesart offen. Noch vor einigen Wochen hatten Verantwortliche aus Langerwehe und Düren einen gemeinsamen Brief an Ministerpräsidentin Kraft geschickt – mit dem Ziel, die Windkraftkonzentrationsflächen auf Dürener Gebiet zu verlegen. Noch in der vergangenen Woche hatte es ein Spitzengespräch der handelnden Akteure auf beiden Seiten gegeben, das zumindest aus Dürener Sicht harmonisch verlaufen sein soll.

Welche Partner?

Ob die Ankündigung Dürens, nicht der Indeland-Gesellschaft beizutreten und stattdessen allein auf Wirtschaftsförderung zu setzen, eine Rolle gespielt hat, kann nur spekuliert werden. Langerwehe ist Mitglied der Gesellschaft. Abzuwarten bleibt, welche Partner sich die Töpferkommune ins Boot holt und wie groß das Gewerbegebiet letztlich wird. Die Gemeinde selbst sieht einen Bedarf von 100 Hektar, Experten der Stadt Düren gehen von einem deutlich kleineren Wert aus, wenn Langerwehe nicht mit der Rurstadt zusammenarbeitet. Sie halten die Langerweher Kehrtwende für einen „schweren Fehler“. (inla, kin)

Wir Grüne in Düren haben noch keine darüberhinausgehenden Informationen zu den Gründen. Wir haben aber schon seit Spätherbst 2015 die Signale wahrgenommen, dass man in Langerwehe nicht auf die Windräder verzichten will und deshalb hatten wir im Frühjahr versucht, einen von der Energieagentur NRW moderierten Austausch zu organisieren. Bis Spätherbst 2015 waren die Windräder nie in Frage gestellt worden – und dann plötzlich haben Wirtschaftsförderung und SPD in Düren das ohne Absprache mit uns als Problem dargestellt. Die Presse und die CDU haben daraus einen „Alleingang der Grünen“ konstruiert. Das war definitiv falsch. Tatsache ist, dass wir zu Koalitionsvertrag und weiteren Absprachen stehen!!!
Es scheint sich jetzt herauszustellen, dass der Crash vielleicht hätte vermieden werden können, wenn man auf unsere Vorschläge (Planung mit Windkraft und mehr Gespräche in größerer Runde) eingegangen wäre.

Mehr in älteren Texten. Siehe auch hier  und hier.