Mehr Tote im Verkehr

Die Lehren aus der Verkehrsunfallbilanz 2015: Mehr Prävention und Kontrollen, vor allem mit Blick auf überhöhte Geschwindigkeit.

Mit Erschrecken müssen wir erfahren, dass die Zahl der Toten durch Verkehrsunfälle im Kreis Düren wieder gestiegen ist. Ortsverbandssprecher Georg Schmitz würde strengere Kontrollen begrüßen, sieht bei der Polizei aber nicht genug Personal. „Vor allem bei der Öffentlichkeitsarbeit, bei Aktionen und bei der Geschwindigkeitsüberwachung müssen Kreisverwaltung, Städte und Gemeinden helfen. Wir brauchen ein enges Netzwerk für Verkehrssicherheit – auch mit privaten Initiativen.“

Weiter regt er zusätzliche Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen für die Haushaltsberatungen beim Kreis Düren an. „Die Verkehrswelt muss sicher gestaltet werden. In Bezug auf Fußgänger und Radfahrer sehen wir da noch viel zu tun!“

Pressetexte zur Verkehrsunfallbilanz vom 16.2.

Von Burkhard Giesen. Ausgerechnet Titz. Als am Montag die Polizei im Kreis Düren die Verkehrsunfallbilanz für das Jahr 2015 vorgelegt hat, musste man auch den ersten tödlichen Unfall in diesem Jahr zwei Tage zuvor zur Kenntnis nehmen. In Titz verunglückte ein 21-jähriger Autofahrer. „Die ersten Ermittlungen deuten darauf hin, dass nicht angepasste Geschwindigkeit mit Ursache dieses Unfalls war“, erklärte Polizeidirektor Jürgen Möller. Das kennzeichnet auch das Jahr 2015: Erhöhte Geschwindigkeit war bei sechs von 16 Verkehrsunfällen mit Todesfolge – bei einem Unfall starben zwei Personen – die Hauptursache. Vier dieser Unfälle ereigneten sich in der Gemeinde Titz – so viele wie in keiner anderen Kommune. Dabei ist die Zahl der Todesopfer (2014 waren es fünf Verkehrstote) noch deutlich höher – Suizide und internistische Notfälle werden aus der Statistik herausgerechnet, sonst läge die Zahl gar bei 21 Verkehrstoten. Auch Todesopfer auf Autobahnen werden nicht mitgerechnet. Einziger Lichtblick: Die Gesamtzahl an Verkehrsunfällen mit Personenschaden ist auf einen absoluten Tiefststand gesunken. Wie wichtig die Geschwindigkeitskontrollen aus Sicht der Polizei sind, macht Holger Maier deutlich: Würde die durchschnittliche Geschwindigkeit nur um 2 km/h gesenkt, gäbe es 15 Prozent weniger Unfälle. Wie rücksichtslos manche Fahrer ans Werk gehen, machte Maier an sehr plastischen Beispielen deutlich. So habe man in der Eifel Kradfahrer gestoppt, die mit 172 km/h – statt erlaubten 70 km/h – gemessen wurden. Was die Polizei besonders erschreckt: „Es gibt immer mehr Fahrer, die dort mit Action-Cams unterwegs sind und die Aufnahmen ihrer abenteuerlichen Fahrten in Sozialen Netzwerken posten.“ In einem Fall hatte ein Fahrer aus den Niederlanden das Risiko, von der Polizei gefasst zu werden, schon mit eingerechnet. Maier: „Der hatte den vierstelligen Eurobetrag dabei, nur um direkt weiterfahren zu können.“ 29 000 Geschwindigkeitsverstöße hat die Polizei 2015 gemessen – da sind die Zahlen von Kreis und Stadt Düren noch nicht eingerechnet. Gestoppt werden konnte der zuletzt rasante Anstieg bei den Verkehrsunfallfluchten bei gleichzeitig verbesserter Aufklärungsquote. Positive Entwicklungen gibt es auch in anderen Bereichen: Die Zahl der verunglückten Kinder und Senioren ist zurückgegangen.

Prävention in Verbindung mit erhöhtem Kontrolldruck wird also eine der Hauptaufgaben der Polizei in 2016 sein – bei nicht immer günstigen Randbedingungen. Wegen des Objektschutzes für Flüchtlingsunterkünfte und der Vorfälle im Hambacher Forst (Möller: „Hier sind die Einsatzzahlen nahezu explodiert.“) muss auch der Polizeidirektor eingestehen, dass man an Grenzen stoße: „Unser Job ist es, das enger gewordene Personalgerüst intelligent einzusetzen.“

Vor allem Radfahrer leben in Düren gefährlich

Seit 2004 konnte die Zahl der Unfallhäufungsschwerpunkte von 37 auf zehn gesenkt werden. In Düren gelten die Kreuzungen August-Klotz-Straße/Goethestraße, Eisenbahnstraße/Brandströmstraße sowie Friedrich-Ebert-Platz/Schoeller-Straße/Kölnstraße zu den Stellenmit den meisten Unfällen.

Erstmals seit 2007 ist 2015 wieder ein Kind im Straßenverkehr tödlich verunglückt. Mit 88 verunglückten Kindern (2014: 114) wurde dennoch ein neuer Tiefstand erreicht. Bei 15- bis 17-Jährigen ist die Zahl der Verletzten hingegen von 80 auf 91 angestiegen. Positiv: Das Minus von 18 Prozent bei verunglückten Senioren und 23 Prozent bei Fußgängern.

Dramatisch ist der Anstieg bei verletzten Radfahrern: plus 31 Prozent. Mehr als die Hälfte aller verletzten Radfahrer kommen in der Stadt Düren zu Schaden.

„Für uns bleibt die Verkehrs- unfallbekämpfung einer der ganz wichtigen Schwerpunkte.“

Polizeidirektor Jürgen Möller

 

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