Dixi-Klo statt Bürgerhaus

Empört meldetet sich ein Zuhörer mit diesen Worten auf der letzten Sitzung des Arbeitskreises „Umsiedlung Pier“. Und nicht nur dieser Bürger war verärgert über den Umgang mit den Bürgern aus dem Ortsteil Pier. Es herrschte vielmehr eine breite Front des Unmuts bei den Mitgliedern des Arbeitskreises und der Zuhörer.

 Vor allem ging es um den versprochenen Bau eines Bürgerhauses zum Ausgleich für die im alten Pier vorhandenen Gebäude. Dort hatten viele Vereine Möglichkeiten zur Zusammenkunft und zum Üben gehabt. Für den Ortsteil Pier, als den größten Umsiedlungsstandort war ein Bürgerhaus versprochen worden. Die Größe sollte dem Bedarf angepasst werden.  Bedarf wäre zurzeit für 5 Vereine vorhanden, die mit umgesiedelt sind.  Aber Bedarf kann man auch an der Zahl der Umsiedler nach Pier festmachen. Und die ist überraschend gering, so dass das Bürgerhaus wohl danach wohl derart klein ausfallen könnte, dass es zwar nicht zu dem obigen Ergebnis kommen könnte, aber für eine sinnvolle Nutzung kaum ausreichend sein würde.

Um das ganze zu verstehen muss man sich die vorhandenen Fakten einmal vor Augen führen.  Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass die Umsiedlung noch nicht abgeschlossen ist und die folgenden Werte nur vorläufige Zahlen sind.

Zu Beginn der Umsiedlung waren mehr als 400 Grundstücks-Objekte betroffen. In Anlehnung an andere Umsiedlungen ging man wohl davon aus, dass auch die meisten Betroffenen in die Umsiedlungsgebiete umsiedelten. Unterschätzt wurde aber wohl die Tatsache, dass die Umsiedlung Pier nicht im üblichen Zeitrahmen, sondern im weit größeren Zeitabstand erfolgte. Dies ist von den Pierern seit je her als falsch und ungerecht empfunden worden.  Saßen sie doch auf gepackten Koffern und warteten auf den fehlenden Startschuss.

Die Wartezeit war derart lang, dass sich viele Pierer in den langen Jahren der Wartezeit schon nach anderen Grundstücken umgesehen hatten und mit Beginn der Umsiedlung sich in alle Richtungen verstreuten aber nicht die Umsiedlungsstandorte wählten. So sind mehr als ein Drittel der Bürger bereits andernorts ansässig geworden.

Ein weiterer Teil der Bürger hat sich für den Umsiedlungsstandort im Gemeindegebiet Inden entschieden, so dass zurzeit nur etwa 130 Objekte in Pier entstanden sind bzw. entstehen.  Da im letzen Jahr nur vereinzelte weitere Nachfragen kamen, muss damit gerechnet werden, dass damit auch fast die Endzahl erreicht ist. Neben der Tatsache, dass ernsthaft damit gerechnet werden muss,  längerfristig fast 70 Baulücken zu behalten, ist damit rein rechnerisch auch der Bedarf für ein Bürgerhaus entsprechend gesunken.

Hinzu kommt hier aber noch ein zweiter gleich wichtiger Aspekt. Von RWE-Power ist für die entfallene Infrastruktur (dazu gehört auch das Bürgerhaus) ein Ausgleich zu zahlen. Dieser Ausgleich steht aber rein rechtlich nur der Gemeinde zu, auf deren Gebiet die Infrastruktur entfällt. Dies ist aber nicht die Gemeinde Langerwehe sondern alleine die Gemeinde Inden. Den umgesiedelten Bürgern steht dagegen gar nichts zu. Da nunmehr die Gemeinde Inden bisher nicht bereit ist, nur einen einzigen Cent abzugeben, kommt es zu dem Ergebnis, dass Inden für den Wegfall der Infrastruktur für mehr als 400 Objekte entschädigt wird, aber nur für ca. 70 Objekte neue Infrastruktur schaffen muss. Dass rechnet sich doch!  Und Langerwehe hat die Kosten, ohne einen Ausgleich von RWE-Power zu erhalten. Da ist es auch wenig tröstlich, wenn sich das Land an den Kosten beteiligen will. Denn dies tut es nur im Verhältnis des Bedarfs. Und den ermittelt es nach der Anzahl der Umsiedler.  Dass mit den zugesagten Mitteln kein ausreichend großes Bürgerhaus gebaut werden kann ist wohl jedem klar, aber sowohl RWE-Power als auch die Bezirksregierung ziehen sich auf das formale Recht zurück.

Formal mag das alles richtig sein, aber moralisch ist dies kaum nachzuvollziehen. Die Gemeinde Inden geht als Gewinner hervor, RWE-Power ist nicht bereit, über den formalen Rahmen hinaus ihr Versprechen zur Schaffung von Infrastruktur einzulösen und die Bezirksregierung sieht auch keinerlei Veranlassung von Seiten des Landes auf RWE-Power oder die Gemeinde Inden einzuwirken. Im Regen stehen nun die Pierer Bürger und die Gemeinde Langerwehe.

Als Fazit bleibt nur festzuhalten, dass es wohl kaum ausreicht, wenn sich RWE-Power nur durch die Aufstellung von Grillhütten, das Sponsoring von Spielplätzen oder die kostenlose Rundfahrt von Ratsmitgliedern in der Braunkohlengrube  werbewirksam darstellt. Gefordert ist vielmehr ein fairer Umgang mit den Umsiedlern. Hoffen wir, dass RWE-Power diese Negativwerbung nicht einfach aussitzt und in Inden nicht nur der derzeitige Bürger sondern auch der ehemalige Bürger noch zählt und die Bezirksregierung sich endlich für die Belange der Pierer Bürger stark macht.

Zum Schluss noch  der bezeichnende Hinweis, dass die Vertreter von RWE-Power in der letzten Sitzung mit Abwesenheit glänzten und es noch nicht mal für nötig hielten einen Grund für ihr Fernbleiben zu nennen. Anscheinend war ihnen klar, dass ihnen auf der Sitzung ein kräftiger Wind entgegenblasen würde.